Mittwoch, 8. Oktober 2014

Urlaub und Politik - 8. Oktober 2014

Die neue schwedische Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten und Miljöparti (= Umweltpartei) hielt es für klug, in der ersten Regierungserklärung anzukündigen, dass Schweden plane, Palästina als selbstständigen Staat anerkennen. Hier ein Interview dazu. Unabhängig davon, ob das nun gut oder schlecht ist: Als erste außenpolitische Ankündigung einer neuen Regierung sich gleich mitten in so ein Minenfeld zu begeben halte ich für politisch nicht sehr klug. Aber Anders Löfven (der neue Staatsminister) ist wohl auch politisch nicht so erfahren, er kommt aus dem Gewerkschaftsmilieu und soll etwas polterig sein. Den Integrationsminister will er auch abschaffen, aber dafür hat er wenigstens eine nachvollziehbare Begründung, denn er meinte, Integration ist etwas, was alle angeht. Was das aber dann in der Praxis bedeutet, wird man erst noch sehen.

Anderes Thema: Unser Urlaub.

Wir hatten ein Haus gemietet in Älmsta an einem See namens Bornan.

Übrigens ein Moorsee. Wasser mit der Farbe von Eistee.

Der See war dann doch weiter weg als gedacht, man konnte nicht direkt runterlaufen, da mehrere Pferdekoppeln den Weg versperrten. Aber unsere zwei Mädchen waren glücklich: Islandponies! Sie sind dann auch mal geritten und haben beim Striegeln geholfen.



Wir haben in diesem Urlaub auch gelernt, was "dünn besiedelt" wirklich heißt. Wir wollten zu einem Strand fahren, der Sandviken heißt. Auf der Karte und im Navigationsgerät war dort auch eine (nach deutschen Verständnis) Ortschaft namens Sandviken eingezeichnet. Als wir jedoch dorthin kamen, war dort nur - Wald. Nichts, was auch nur irgendwie an eine Ortschaft erinnerte. Die Straßen waren im übrigen auch nur unasphaltierte Waldwege, aber wir haben ja ein geländegängiges Auto zum Glück. Wir dachten, wir hätten uns verirrt. Allerdings habe ich dann irgendwo zwischen den Bäumen ein Haus hervorblitzen sehen. Und ungefähr 500 m weiter war noch ein Haus versteckt. Dann gab es sogar ein Schild zu einem Campingplatz, der dann direkt am Strand lag. Dort waren immerhin noch zwei weitere Häuser. Das war die "Ortschaft" Sandviken. Der Strand war übrigens sehr schön, aber das Wasser eiskalt und ziemlicher Wind.



Das Wetter war aber fast durchgängig wunderschön, zwischen 27 und 29 Grad und Sonne. Am Abend hätte ich mich gerne mit einem Glas Weißwein vor's Haus gesetzt und den Sonnenuntergang (gegen 22.30 Uhr) betrachtet. Woher aber Wein bekommen?
In der nächsten Ortschaft (Älmsta) gibt es einen großen Supermarkt, eine Apotheke, mehrere Restaurants, also dachten wir, man könnte dort ja wohl auch eine Flasche Wein kaufen. Die Recherche im Internet nach einem Systembolaget ergab nur unklare Ergebnisse. Auf dem Supermarktparkplatz habe ich also mein bestes Schwedisch ausgepackt und zwei ältere Damen gefragt. Die beiden haben mir dann direkt (soviel zu meinem Schwedisch) auf Englisch geantwortet, dass es hier keinen Systembolaget gäbe, man könnte aber im Geschäft gegenüber das Gewünschte bestellen und bekäme es dann nach etwa zwei Werktagen geliefert. Natürlich war es Freitag, frühest mögliche Lieferung also: Mittwoch.

Da ein Systembolaget am Samstag um 15 Uhr schließt und am Sonntag nicht geöffnet hat, sind wir dann am Montag 35 km nach Norrtälje gefahren, haben die Stadt angesehen, ein bisschen eingekauft und eben zwei Flaschen Wein und ein paar Bier erstanden. Nächstes Jahr lieber wieder Spanien.

Übrigens lag unser Urlaubsort knapp 800 m vom 60. Breitengrad entfernt, wir sind an einem entsprechenden Schild vorbeigefahren. Auch auf dem 60. Breitengrad: St. Petersburg, die Südspitze Grönlands. Perm in Russland und Anchorage in Alaska sind ein kleines bisschen nördlicher. Wir haben es immer noch nicht über das untere Drittel Schwedens hinausgeschafft.

Nach Stockholm waren es ca. 120 km, so dass wir einen Tag dorthin gefahren sind. Vor dem Wasa-Museum war eine unendliche Schlange und wir haben dann erstmal eine Bootsrundfahrt gemacht (mit einer sehr blonden, meinen Ehemann sehr beeindruckenden Kapitänin...). Auf der Insel Stadsholmen (Stockholm liegt auf 14 Inseln verteilt) sind wir ausgestiegen und haben uns die Gamla Stan angesehen. Hat ein bisschen was von Italien.


Das ist die Schlosskirche, nicht die deutsche Kirche.



Unter anderem gibt es dort eine ziemlich große deutsche Kirche aus der Zeit der Hanse. Damals war das Gebäude allerdings noch ein Gildehaus, zur Kirche wurde es erst im 16. Jahrhundert. Riksdag (Parlament) und Schloss liegen auch auf der Insel. Valerie war sehr beeindruckt, dass es hier echte Prinzessinnen gibt.

Schloss - Eingangsbereich

Reichstag ohne Kuppel

Dann haben wir das letzte Boot erwischt und sind wieder zum Wasamuseum. Die Schlange war nun fast verschwunden und so sind wir also hineingegangen. Sehr beeindruckend!


Nach dem Ausflug nach Stockholm waren wir wieder einige Tage in Älmsta, haben noch kleinere Ausflüge unternommen, wären beinahe auf einer Insel gestrandet. Wir sind die Insel Väddö, die man über eine Brücke erreichen kann, Richtung Süden gefahren. Am Ende war ein Fähranleger, wo man zu einer "richtigen" Insel namens Arholma übersetzen kann. Das haben wir spontan gemacht. Auf dieser Insel sind hauptsächlich Ferienhäuser und ein Artilleriegeschütz aus dem zweiten Weltkrieg. Wir wollten gerade loslaufen, um uns das anzusehen (geschätzt 30 min hin, 30 min zurück), als ich doch noch mal den Fährfahrplan genauer angesehen habe. Die nächste Fähre fuhr in 20 min, die übernächste abends um halb neun (es war ungefähr halb drei). Wir haben es dann vorgezogen, direkt wieder zurückzufahren.

Arholma
Auf dem Hinweg
Das wäre mir klar zu einsam als Sommerhaus.

Zum Ende haben wir überlegt, noch einen weiteren Tag in Stockholm zu verbringen, dort zu übernachten und dann weiter nach Malmö zu fahren. Ich wollte Schloss Drottningholm ansehen, das immerhin ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, warum. Aber es ist sehr schön dort und ich kann verstehen, warum die schwedische Königsfamilie dort auch wohnt. Mir ist allerdings aufgefallen, dass es im Park kaum Blumen gibt. Da die Königsfamilie die Schlösser von der staatlichen Apanage unterhalten muss, ist das möglicherweise eine Sparmaßnahme. Wer weiß. Aber die Kinder hatten großen Spaß im Labyrinth.

Blick vom Eingang auf den Mälaren-See

Der Park


Dann "nur noch" 600 km zurück nach Malmö. Wir hatten die "Unendliche Geschichte" als Hörbuch dabei und auf dem Rückweg konnten wir sie zu Ende hören (ist das jetzt ein Paradox?).

Dienstag, 16. September 2014

Riksdagsval - 16.09.2014

Am Sonntag war ja Wahl hier in Schweden und alle sind entsetzt, dass die Rechtsextremen mehr als 12,5% bekommen haben. Den höchsten Anteil haben sie hier in Skåne erhalten, insbesondere in den Gemeinden rund um Malmö.
In einem Wahlbezirk hier in Skåne, in Fränninge, haben sie sogar 30% erreicht. Allerdings beziehen sich diese 30% auf 548 gültige Stimmen (von 694 Wahlberechtigten), so dass dort 196 Wähler für die Sverigedemokraten gestimmt haben (nur um das mal in Beziehung zu setzen). Schön zu sehen ist auch, dass in diesem Fränninge 1,6% Ausländer wohnen, dass sind genau 11. Dafür sind aber 22,5% der Wähler über 65, 29% über 50.... (Diese Zahlen kann man alle auf der Internetseite des nationalen Wahlamtes sehen. Man kann sich bis zu seinem Wahlbezirk durchklicken und sieht dort dann auch einige statistische Angaben). Und nur noch der Vollständigkeit halber: die 12,5% für die Sverigedemokraten in ganz Schweden entsprechen 236.006 Stimmen.

Interessant fand ich die Reaktion aus Dänemark und Norwegen: Es gab Unverständnis, warum sich die Moderaten (die bisher regierende Partei unter Führung von Fredrik Reinfeldt) weigern, mit den Sverigedemokraten (also den Rechtsextremen) eine Regierungskoalition einzugehen. Denn in Dänemark und Norwegen sind schon länger rechtsextreme Parteien an der Regierung beteiligt. Hmmm.

Die Art und Weise des Wählens hier ist auch ganz anders als gewohnt. Im Wahllokal stehen aufgereiht in einem Ständer Wahlzettel für jede Wahl in einer Farbe (es wurde auch noch in den Kommunen und für die Landstings gewählt). Und dann gibt es noch für jede Partei einen Wahlzettel. Bevor man also in die Wahlkabine geht, nimmt man sich in aller Öffentlichkeit den Wahlzettel der gewünschten Partei, geht in die Kabine und steckt ihn in den Umschlag. Dieses In-die-Kabine-gehen ist mir zwar ein Rätsel, denn was soll das noch? Andererseits könnte man sich ja auch fünf verschiedene Parteienzettel nehmen und erst in der Kabine einen davon in den Umschlag stecken. Dann wäre es nicht ganz so offensichtlich. Jedenfalls macht man keine Kreuzchen, die Wahl ist per Zettel getroffen und das Wahlgeheimnis ist jedenfalls nicht so streng.

Eine Partei kann auch vor der Wahl ihre Wahlzettel verteilen und man kann diese dann mit ins Wahllokal nehmen. Wir hatten solche im Briefkasten mit dem schönen Slogan "Stoppa Invåndring" (Einwanderung stoppen). Da ist es wieder, dieses Gefühl, fremd zu sein in einem anderen Land. Wobei "die" uns sicherlich nicht zu den unerwünschten Einwanderern zählen würden, sondern nur die aus meinem Kurs, die teilweise alleine hier im sicheren Schweden sind und jeden Tag Angst um ihre Familien in den Kriegen in Syrien, der Ukraine oder in Palästina haben müssen und trotzdem sich anstrengen, um die Sprache gut zu lernen und einen guten Job zu finden. Ich kann manchmal so sauer werden auf diese Idioten von Nazis.

Ich habe vor der Wahl ein Interview mit Jimi Åkesson, den Parteichef der Sverigedemokraten gesehen. Er ist seit 2005 Parteichef und hat die Partei der Partei ein radikales Verharmlosungsprogramm verordnet. Rassistische Ausfälle werden nicht mehr geduldet, das neue Logo der Partei ist ein blaues Blümchen, das Bürgerschreckhafte ist verschwunden. Und damit hatte er Erfolg, 2010 sind sie das erste Mal in den Reichstag eingezogen.
In dem Moment hatte ich aber keine Ahnung, wer das ist und dachte zu erst: Ziemlich jung und schick (im Link oben gibts auch ein Bild. Ich wollte kein Bild von einem Nazi in meinem Blog haben. Der Link geht auch nur auf die Wikipedia-Seite), mal sehen, was der so erzählt. Da ich aber nur Teile verstanden habe, habe ich mehr auf die Körpersprache geguckt und fand dann irgendwann, irgendwas ist komisch mit dem. Er hat so einen Zahnschaden, der aussieht, als hätte ihm jemand ein Stück Zahn weggeschlagen und das macht ihn vom Aussehen her irgendwie aggressiv.

Jedenfalls haben die Journalisten ihm dann Fragen zur schwedischen Geschichte und Allgemeinwissen gestellt, z.B. seit wann Finnland nicht mehr zu Schweden gehört (seit 1809) und wo die berühmteste Königin der Schweden, Drottning Kristina, begraben ist (in Rom, in der Peterskirche). Zur ersten Frage wußte er nicht einmal ein Jahrhundert anzugeben, bei der zweiten Frage hatte er ebenfalls keine Ahnung. Die Pointe: Alle diese von ihm so verabscheuten Migranten lernen schwedische Geschichte, unter anderem eben auch diese Fragen (wir haben es letzte Woche durchgenommen). Ha!!!

Donnerstag, 4. September 2014

Zwei Wochen in Deutschland - 4. September 2014

Ende Juni habe ich die Kinder eingepackt und wir sind zwei Wochen zu meinen Eltern gefahren. Der erste Teil ging von Malmö nach Berlin. Wir wollten bei Freunden übernachten und am nächsten Tag weiter nach Nürnberg fahren. Damit wir nicht so spät in Berlin ankommen, wollten wir die 9-Uhr-Fähre von Gedser nach Rostock erwischen. Das heißt, wir sind um 6 Uhr losgefahren... bei strahlendem Sonnenschein eine teilweise sehr schöne Strecke durch Dänemark. Wir waren höchst pünktlich um zehn nach acht am Fährhafen, um dort festzustellen, dass ich die Fahrkarte in die falsche Richtung gebucht hatte - von Rostock nach Gedser, nicht umgekehrt (die Internetseite hat, wenn man sie auf Deutsch umstellt, automatisch die Abfahrten in Deutschland voreingestellt, was ja auch irgendwie logisch ist. Da ich mich etwa drei Mal mit dem Datum und der Uhrzeit umentschieden habe, habe ich anscheinend beim letzten Mal vergessen, den Abfahrtshafen zu ändern und es nicht gemerkt, da es schon spät abends war). Der Schreck war groß, aber wir haben noch eine Fahrkarte für die richtige Fähre bekommen.

Frühstück auf der Fähre (Hotdogs!!)
Auf der Fähre haben die Kinder etwas gefrühstückt und nach zwei Stunden waren wir in Rostock. Dann ging es schnell (endlich mal wieder mehr als 110 km/h fahren!!!!!) nach Berlin, wo es in Strömen regnete und wir auch noch eine halbe Stunde im Stau standen.
Mein lieber Ehemann hatte außerdem die glorreiche (und von mir offenbar nicht entschieden genug abgelehnte) Idee gehabt, auf Ebay einen Opti zu kaufen (ein kleines Segelboot für Kinder). Der stand in Berlin bereit zur Abholung für mich - zum Glück nur etwa zwei Kilometer von unseren Freunden entfernt und nicht etwa am anderen Ende von Berlin. Mit ein paar Hindernissen (Telefonnummern waren falsch, Geld war nicht angekommen, Opti in strömendem Regen aufs Dach schnallen) haben wir es hinbekommen.


Wer richtig mitgezählt hat, weiß, dass wir jetzt drei Segelboote besitzen. Man sollte vorsorgen, falls eins mal ausfällt...

Einen schönen Abend und Morgen bei unseren Freunden verbracht und nach dem Frühstück los nach Nürnberg. Mit dem Ding auf dem Dach war natürlich vorbei damit, mit 180 über deutsche Autobahnen zu brettern... Heul!

Große Freude der Kinder, mal wieder bei Oma und Opa zu sein. Wir haben viel unternommen, z.B. die Nürnberger Burg besichtigt (mit einem "Ist das langweilig"-Frederik) und in der Fränkischen Schweiz die Bing-Höhle (eine Tropfsteinhöhle, mit einem "Ist das spannend"-Frederik).


Wir sind auch einen Tag zu meinen Verwandten in die Nähe von Würzburg gefahren und konnten Kirschen vom (riesigen, alten) Kirschbaum und leckeren Kuchen essen. Dann haben wir auch meinen Schwager und meine Schwägerin mit deren Kindern besucht und die Kinder hatten auch dort einen schönen Nachmittag, ebenso mit ihrer Tante an mehreren Tagen.

Und natürlich waren wir ein Wochenende in Stuttgart. Das war aufregend! Wir konnten alle drei Tage beim Opa in Leonberg übernachten. Wir haben kurz unser Haus besucht, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist (ist es, es riecht nur nach amerikanischen Putzmitteln). Ich wollte eigentlich unbedingt auch mal ins UM fahren, um meine Kollegen weiterzusehen (und ich hatte mich so auf die Überraschung gefreut!). Aber dann habe ich nur Chauffeur gespielt und die Kinder von einem Freund zum nächsten zu bringen. Freitag nachmittag war Schulfest, so dass wir dort ganz viele Freunde getroffen haben. Am Abend war das Spiel gegen Frankreich und irgendwie hatte ich vergessen, wie das mit dem Verkehr in Stuttgart so ist - jedenfalls haben wir eine Stunde von Möhringen nach Leonberg gebraucht und waren erst zwanzig Minuten nach Anstoß vor dem Fernseher. Mit der zusätzlichen Komplikation, dass Valerie sich noch schnell vor dem Aufzug im Haus meines Schwiegervaters dreimal übergeben hat.

Samstag hatte der Kindergarten einen Ausflug, so dass Valerie auch viele ihrer Freunde und den Katzelmacher Hof mal wieder gesehen hat und sich total gefreut hat. Und Amelie und Frederik haben reihum alle besucht und es war wie früher. Und am Sonntag waren wir sogar im Freibad - besonders toll, weil nach Meinung unserer Kinder das Meer eigentlich ein bisschen zu viel Natur ist - so mit Tang und Fischen und Quallen und kalt und so - und sie sich schon in Malmö dringend gewünscht haben, mal wieder ins Vaihinger Freibad gehen zu können.

Nach zwei wunderschönen Wochen haben wir uns wieder auf den Heimweg gemacht. Ich hatte überlegt, eventuell wieder in Berlin zu übernachten, aber die Kinder waren ganz heiß drauf, nach Hause zu kommen. Wir haben uns Zeit gelassen und viele Pausen gemacht und sind dann schließlich auf die 6-Uhr-Fähre nach Gedser.

Warten auf die Fähre in Rostock

8 Uhr in Gedser, 10 Uhr wieder zu Hause nach fast 12 Stunden Fahrt. Geschafft!


Mittwoch, 20. August 2014

Urlaub vorbei und mehr vom Segeln (20.08.2014)

Ich habe wirklich sehr lange nicht mehr geschrieben, tut mir leid. Erst mal ein kurzer Überblick:
  • Die letzten zwei Wochen vor den Ferien, also Anfang Juni, waren eigentlich nur Hektik, da jedes Kind noch schnell einen Ausflug oder ein Abschiedsfest, eine Geburtstagsfeier oder sonst was in der Schule hatte.
  • Dann endlich Ferien (ab 15. Juni), Amelie hat noch drei Tage einen Kurs im Reitclub gemacht und wir sind kurz darauf für zwei Wochen nach Deutschland zu meinen Eltern gefahren. Ein Wochenende waren wir auch in Stuttgart.
  • Wieder zurück hatten wir eine Woche in Malmö, in der ich Zeit hatte, die Sachen von der Deutschlandreise zu waschen und neu zu packen für unseren Urlaub in Älmsta, das ist ca. 120 km nördlich von Stockholm.
  • Dort waren wir zwei Wochen in einem typischen schwedischen Sommerhaus (rot mit weißen Fenstern) an einem See bei wunderbarstem Wetter (oder, gemäß den schwedischen Zeitungen, "der verrückten Wahnsinnshitze") mit etwa 29 Grad.
Unser Ferienhaus
Ein Strand in der Nähe - war aber ziemlich kaltes Wasser an dem Tag!
  • Zwei Tage waren wir auch in Stockholm - Vasa-Museum, Schloss Drottningholm besucht.
  • Schließlich wieder zurück nach Malmö am Samstag und Sonntag Abend kam Kusine Chiara für eine Woche zu Besuch.
  • In dieser Woche dann ein zweitägiges Segelabenteuer nach Rungsted in Dänemark mit erst zuviel und dann zu wenig Wind.
  • Und in der letzten Ferienwoche: Amelie und Frederik machten einen Segelkurs, der sich aber schwierig gestaltete, da es viel zu viel Wind gab, Valerie geht in die Ferienbetreuung der Schule, was erst verwirrend und unorganisiert und dann ein großer Erfolg war. Und Amelie hatte zusätzlich noch ihre erste Reitstunde. 
  • Und zu guter Letzt nun die erste Schulwoche: Meine Schwester ist zu Besuch, wir haben eine Schultüte für Valeries ersten Schultag gebastelt und alle sind einigermaßen gut ganz neu oder wieder in die Schule gestartet.

Noch ein Nachtrag zu meinem letzten Eintrag "Segeln!!":

Kurz nachdem ich das geschrieben hatte, kam Chris zu unserem kleinen Boot in Dockan und stellt fest: der Außenborder ist weg. Offensichtlich geklaut. Wir hatten eigentlich immer ein Schloss, aber wir hatten bei all dem Hin und Her mit dem Hafen vergessen, es dranzubauen. Am nächsten Tag ist Chris noch einmal hingefahren, um weiteres vom Boot runterzuholen, da es dort ja offensichtlich nicht sicher ist. Dabei ist ihm im Wasser eine Spiegelung aufgefallen - der Motor lag direkt an der Kaimauer im Wasser. Mit Hilfe zweier Bootsnachbarn hat er ihn dann wieder raufgeholt, er war nass und unversehrt. 
Wahrscheinlich hatten ein paar (betrunkene?) Jungs die tolle Idee, den Motor zu klauen und haben es nicht geschafft, ihn vom Boot an Land zu hieven (was auch ziemlich schwierig ist, da der Motor schwer und unhandlich ist und vom Bug an Land zu klettern schon ohne etwas in der Hand Geschick erfordert). Die Marina Dockan ist rundherum öffentlich zugänglich, so dass sich natürlich jeder Depp da nachts herumtreiben kann. Für uns war das dann ausschlaggebend, den Platz in Limhamn anzunehmen. 

Allerdings kam jetzt ein Luxusproblem hinzu: Wir haben gemerkt, dass unser kleines Boot für Segeln mit Kindern auf dem Meer einfach doch etwas zu klein, zu flach und zu wenig komfortabel ist, sprich, bei der kleinsten Welle wird man nass, es gibt keine Toilette an Bord und auch sonst quasi nichts unter Deck. Klare Schlussfolgerung: Wir brauchen ein größeres Boot. Und zur Zeit ist der Bootsmarkt ziemlich käuferfreundlich, so dass wir nach vier Wochen suchen für ziemlich wenig Geld eine X 95 (dänisches Boot) von 1982 erstanden haben:

Im Hafen von Rungsted
Chris hat es dann in der Zeit, als wir in Deutschland waren, aus Dänemark (wo wir es gekauft haben) nach Malmö gesegelt. Jetzt hatten wir also zwei Boote und zwei Liegeplätze....

Im Hafen von Limhamn

Die kleine J 80 soll jetzt verkauft werden, was zwar einerseits kein Problem sein sollte, weil es ein beliebtes Boot ist und es in Dänemark eine sehr lebendige Regattaszene gibt. Aber - s.o. - es ist zur Zeit ein käuferfreundlicher Markt... Mal sehen. Wir haben sie jetzt wieder aus dem Wasser geholt und sie steht wieder im Garten, der zweite Liegeplatz ist gekündigt. Wer jemanden kennt, der eine J 80 sucht - jederzeit gerne!



Freitag, 13. Juni 2014

Segeln!!! - 13.06.2014

Wir sind ja nicht ohne Grund nach Schweden gekommen. Der wichtigste war natürlich: Das Meer! Letztes Jahr hat Chris noch vor Weihnachten unser Boot geholt (es ist klein genug, um es mit einem halbwegs kräftigen Auto auf einem Anhänger zu ziehen) und es hat - oh Wunder - genau in den Parkplatz in unserem Garten gepasst (es war wirklich Zentimetersache, aber das Tor ging hinterher ohne Probleme zu).

Es passt auf den Anhänger.

Während des Winters haben wir uns dann mehr oder minder intensiv um einen Liegeplatz gekümmert. Es gibt zwei größere Marinas hier und zwei oder drei kleine. Bei der einen großen muss man einen Platz kaufen und so Anteilseigner im Club werden. Es kann uns aber keiner garantieren, dass uns in drei Jahren wieder jemand den Platz abkauft, so dass das schon mal nix war.
In der anderen großen Marina ist vor allem viel Platz und wir dachten eigentlich, das dürfte kein Problem sein. War es aber, man musste sich auf eine Warteliste einschreiben und man könnte schon mal ein Jahr warten, hieß es.
Bei den kleinen Marinas hatten wir gedacht, dass wir eh keine Chance haben. Aber siehe da - gleich hinter Chris Büro wurde das alte Trockendock der Kockums Werft, die hier früher mal war, in eine Marina namens "Dockan" (= das Dock) umgewandelt. Und wir hätten gleich vier Plätze haben können, die zwar mit 13 m Länge viiiiieeel zu lang sind für unser 8m-Boot, aber wir besitzen lange Festmacher - das geht dann schon irgendwie (bei viel Wind ist dann nur das Ein- und Ausparken immer so ne Sache...).

Gleich links vom Fotografen ist Chris' Büro und auf der
gegenüberliegenden Seite etwas weiter hinten das Boot (nicht zu sehen) 

Also war die Platzfrage geklärt. Nächste Frage war, wie das Boot ins Wasser kommt. Normalerweise mit einem Kran. Irgendwie (Sprache möglicherweise...?) gab es ein Missverständnis, weil Chris verstanden hatte, dass wir uns bei einem Unternehmen einen Termin besorgen müssten, die mit einem mobilen Kran die Boote ins Wasser heben. Das war so ziemlich unmöglich, weil natürlich alle Bootsbesitzer hier schon längst alles gebucht hatten.
Bis wir dann mit dem Hafenmeister geredet haben, der festgestellt hat, dass unser Miniboot ja auch mit dem normalen Hafenkran ins Wasser könnte. Wir sollten einfach nächsten Freitag Mittag vorbeikommen. Und siehe da: Nach einer halben Stunde war das Bötchen drin. Das war im übrigen am 23. Mai.

Boot im Wasser, Mast gestellt

Als Chris und ich dann gerade zusammen den Mast aufgestellt und geriggt haben, kam ein schwitzender Herr auf dem Fahrrad angefahren und fragte, ob wir nicht die Deutschen wären, die da und da wohnen würden. Es stellte sich heraus, dass das ein Nachbar aus der angrenzenden Straße war, der auch segelt und den ganzen Winter über unser Boot gesehen hatte. Und als er dann von unserem Problem mit der Warteliste hörte, meinte er nur: Moment, ich muss mal eben telefonieren.
Dann kam er wieder, gab uns eine Telefonnummer, die wir anrufen sollten. Das wäre ein guter Freund von ihm, der im Vorstand des Hafens säße und uns auf jeden Fall einen Platz besorgen könnte. Das klang erst mal vielversprechend. Da uns beim Mastriggen auch noch ein wichtiges Teil ins Wasser gefallen war, konnten wir das Boot eh nicht wegbringen (wegsegeln). Einen Versuch war es wert.

Wir also angerufen. Der Typ bat uns, eine E-Mail zu schreiben, was wir getan haben. Einige Tage später die Antwort: Wir sollten Mitte nächster Woche noch mal im Hafen nach einem Platz fragen.
Ich also am nächsten Mittwoch extra hingefahren. Leider kein Platz. Tja, war wohl nix.
Solange wir dort lagen, mussten wir übrigens Gebühren als Gastlieger zahlen und das ist ganz schön teuer auf die Dauer...

Chris hatte das fehlende Teil bestellt und außerdem provisorisch selbst nachgebaut, so dass wir dann an Himmelfahrt das Boot nach Dockan gebracht haben. Und er hat inzwischen festgestellt, dass es gar nicht so schlecht ist, das Boot drei Minuten vom Büro entfernt liegen zu haben. Man kann immer mal früher aufhören zu arbeiten und ein bisschen Segeln gehen...

Der Wind hier ist fantastisch, immer gleichmäßig und Tage ohne Wind gibt es eigentlich fast nicht. Ich habe am Pfingstsonntag einen eintägigen "Segeln für Frauen"-Kurs gemacht, um wieder besser reinzukommen. War ziemlich anstrengend, da natürlich auf Schwedisch, aber ich habe (abgesehen vom Vokabular) viel gelernt. Unter anderem unter Segeln ab- und anlegen. Das machen hier ziemlich viele, während in Deutschland alles unter Motor geschieht. Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, demnächst mal zusammen mit meiner Nachbarin, die aus Southampton stammt und daher auch Segeln kann, alleine loszuziehen. Ich werde berichten.

Die Öresundbrücke mal von der anderen Seite


Übrigens, eine Woche nach unserem Bootsumzug nach Dockan kam ein Brief von der anderen Marina an. Wir könnten nun einen Platz bekommen. Jetzt wissen wir nicht, was wir tun sollen.

Freitag, 6. Juni 2014

Schulmusik - 6.6.2014

Amelie lernt zur Zeit Flöte und Geige. Flöte, da hier alle in der dritten Klasse (die Schule fängt ein Jahr früher an) im Musikunterricht Flöte lernen, und Geige, weil sie sich das gewünscht hat. Was ich sehr nett finde: Um den Ehrgeiz anzustacheln, konnte man beim Flöte lernen "Karate-Bändchen" erwerben. Wenn man das erste Stück konnte - mit drei unterschiedlichen Noten -, gab's ein weißes Bändchen für die Flöte, beim zweiten Stück an orangenes und so weiter bis zu "Greensleeves" mit einem schwarzen Bändchen.

Und tatsächlich ließen sich wohl vor allem die Jungs davon herausfordern und einige haben in Windeseile das schwarze Bändchen erreicht. Beim obligatorischen Konzert (am 10. April) wurden dann aber doch eher die einfachen Stücke vorgespielt. Aber immerhin: großer Auftritt, große Aufregung, großer Stolz hinterher.

Auf der Bühne bevor es losgeht
Die ganze Klasse - das Zusammenspiel war nicht einfach...

Ende Mai gab es noch ein Konzert für die Solisten, also alle, die aus eigenem Wunsch ein Instrument lernen. Derzeit kann man an der Schule Geige, Gitarre, Trompete, Saxofon und Klarinette lernen - ziemlich beachtlich, finde ich. Und sie versuchen, das in den nächsten Jahren noch weiter auszubauen und ein Orchester einzurichten (das gibt es erstaunlicherweise noch nicht).
Amelie ist bei dem Konzert natürlich auch aufgetreten und hat hochkonzentriert eine Version von "Old MacDonald had a farm" vorgespielt. Wir Eltern waren natürlich stolz wie nix! Das Video ruckelt sehr, weil es eine stark komprimierte Version des professionellen Full HD-3D-XDDBY42351-THX-Stereo-Videos ist, das wir gedreht haben... :-)

Nachtrag (7. Juni): Ich habe es geschafft, das Originalvideo zu komprimieren, so dass man jetzt Amelie ohne Ruckeln bewundern kann!




Bei dem Konzert sind außerdem noch verschiedene Tanzgruppen aufgetreten und alle Geigenschüler zusammen haben ein Stück aus einer Bachkantate (Bauernkantate?) gespielt. Dabei ist allerdings Amelies Ehrgeiz etwas gebremst gewesen, denn sie hatte schnell festgestellt, dass sie ihren Teil bereits besser konnte als alle anderen, die die gleiche Stimme gespielt haben. Daraufhin hatte sie beschlossen, dass sie nun nicht mehr üben muß. Nun ja.





Donnerstag, 5. Juni 2014

Verschnupfte Ostern - 5.6.2014

Für die Osterferien (das war die Woche vor Ostern) hatten wir uns nichts besonderes vorgenommen und das war dann auch ganz gut so, da einer nach dem anderen krank wurde. Erst war Valerie furchtbar erkältet, dann kam Amelie, dann Chris und ich war auch etwas verschnupft. Daher haben wir in der ganzen Ferienwoche quasi nichts Spezielles gemacht (denn es wurden ja alle hintereinander krank, nicht etwa gleichzeitig...). Chris hatte auch gar nicht frei.

Aber wir hatten trotz allem einen schönen Ostersonntag. Zunächst mal ist mir der jährliche Osterzopf fürs Osterfrühstück dieses Jahr besonders gut gelungen:


Dann war unser Magnolienbaum überaus prächtig (und, wie mir alle hier versichert haben, war der Frühling hier dieses Jahr sehr früh dran):


Am Morgen hatten Chris und Frederik allerdings noch eine kleine Irrfahrt hinter sich gebracht. Frederik hatte ein Fußballspiel. Die Kommunikation läuft - obwohl wir schon mehrmals darum gebeten habe, es zu ändern - über Chris' E-Mail-Account. Da Chris nicht so häufig da reinguckt, haben wir auch schon mal ein Spiel verpasst. Inzwischen sind wir besser geworden, so dass wir also wussten, dass am Ostersonntag um 9 Uhr ein Spiel sein würde, Treffpunkt wie immer halb neun. Ein Spiel dauert 40 min, so dass wir spätestens um 10 Uhr hätten frühstücken können - machbar. 
Chris und Frederik sind also rechtzeitig los, der Fußballplatz ist drei Minuten zu Fuß von hier. Dort war aber keiner. Ich also nochmal in die E-Mail geguckt und ein paar Wörter nachgeschlagen. 
"Lämna besked till torsdag" heißt Bescheid sagen bis Donnerstag - hatten wir natürlich nicht gemacht. Und dann stand da noch "IF Vellinge" groß und breit. Meine Schlussfolgerung: Das Spiel ist wohl in Vellinge - ca. 15 min von Malmö weg.
Also sind Chris und Frederik ins Auto gehüpft und losgefahren. Natürlich gab es in Vellinge zwei Sportplätze. Ich also die beiden per Handy und Computer erst zum einen, dann zum anderen hingelotst - inzwischen war es schon kurz vor neun. Aber auf beiden Plätzen keine Menschenseele, obwohl das Spiel auf der Homepage des IF Vellinge angekündigt war.
So sind sie eben wieder nach Hause gefahren und ich habe noch mal in der E-Mail nachgelesen. Da stand nicht nur IF Vellinge, sondern auch "på hemmaplan", was also "Heimspiel" bedeutet. Tja, wenn man die Sprache richtig könnte... 
Wir haben dann rekonstruiert, dass sich wohl weder in Vellinge noch in Malmö genügend Spieler für den Ostersonntag bereit gefunden hatten, so dass das Spiel abgesagt wurde. Da wir aber Frederiks Teilnahme niemandem mitgeteilt hatten (da wir ja nicht wussten, was "lämna besked" heißt und daher drüber hinweggelesen hatten - aber so lernt man eben, jetzt weiß ich es!), hat uns auch keiner die Absage mitgeteilt. Das Spiel wurde dann am Dienstag der folgenden Woche nachgeholt (bei strömenden Regen ab der zweiten Halbzeit, Frederiks Mannschaft hat 5:2 gewonnen - nur nebenbei). 

Aber danach konnten wir in Ruhe frühstücken und der Osterhase kam natürlich auch vorbei. Allerdings hat er, wie sich die Kinder beschwert haben, seine Nester nicht besonders gut versteckt. Zu leicht. Der Osterhase hatte gedacht, da der Garten so groß ist, macht er es nicht so schwer. Falsch gedacht. Na, nächstes Jahr! 


Hier in Schweden kommen übrigens die Osterhexen. Kinder, die sich verkleiden und von Haus zu Haus gehen, um Süßigkeiten zu bekommen. Zu uns sind aber keine gekommen.
Der Osterhase hatte aber nicht nur kleine Nester versteckt, sondern auch richtig schwer zu schleppen. Im hinteren Garten gab es noch eine große Überraschung.


Der Reste des Sonntages war dann mit Aufbauen ausgefüllt.


Und dann natürlich mit Ausprobieren:





Dienstag, 20. Mai 2014

Hohe Kultur in Kopenhagen - 20.05.2013

Ich dachte, wir als Familie müssten auch mal die kulturellen Angebote von Kopenhagen nutzen. Außerdem haben alle so von der neuen Oper dort geschwärmt, so dass ich mich nach Veranstaltungen für Kinder dort umgesehen habe. Ich habe aber leider nichts gefunden (oder es übersehen), so dass ich bei der Veranstaltungsreihe "Musik2go" der Oper gelandet bin. Dort wird etwa einmal monatlich ein Abend nur von einer Instrumentengruppe gestaltet, also nur Streicher, nur Blechbläser oder - in unserem Fall - nur Schlagzeug (Orchesterschlagzeug, wohlgemerkt, dazu gehören auch Xylophon, Glockenspiel, Marimba neben Trommeln, Pauken, Becken und sonstigem). Das ganze nur 1,5 Stunden und vorher kann man die Instrumente im Foyer ausprobieren. Ich dachte, das könnte auch etwas für die Kinder sein, nicht zu lang, mit etwas zum anfassen. Also, Karten gebucht.

An jenem Samstag (12. April) sind wir also nach Kopenhagen aufgebrochen. Im Internet stand etwas, dass man auch mit dem Boot zur Oper fahren könnte (diese liegt nämlich auf einer Insel), aber das war uns dann zu unsicher, wann und wo die Boote abfahren. Das Navigationsgerät hat auch nicht gemeckert, als wir die Adresse eingeben haben. Man kommt problemlos mit dem Auto zur Oper hin, man fährt nur quasi durch die Hinterhöfe der Stadt, also an einem Kraftwerk vorbei, durch ein Gewerbegebiet und an Schrebergärten entlang. Etwas seltsam, wenn man sich für die Oper aufgebrezelt hat. Der Weg mit dem Boot wäre wahrscheinlich der schickere gewesen.


Die Oper ist im Jahr 2004 fertiggestellt worden und von Hennig Larsen entworfen (und bezahlt von Mærsk McKinney Møller und der «A.P. Møller und Chastine McKinney Møller Stiftung» laut Wikipedia. Maersk ist eine große dänische Reederei). Die Architektur ist ganz schick, aber der hintere Teil sieht eher aus wie ein Bürogebäude, finde ich (rechts im Bild). 
Jedenfalls haben wir dann im Foyer die Instrumente ausprobiert (eine große Trommel, eine kleine Trommel, eine japanische Trommel und eine Marimba) und zwei (gelbe) Boote mit Besuchern am operneigenen Schiffsanleger ankommen sehen. Sehr sympathisch finde ich, dass es in der Oper (und auch im Theater) immer zwei Garderoben gibt: Eine zum Abgeben mit bezahlen (was schwierig war für uns, da wir keine dänischen Kronen hatten) und eine "Vertrauensgarderobe", wo man seine Jacke selbst an den Haken hängt. D.h., die Pelzmantelbesitzer zahlen, den Fallschirmseide-Blouson kann man auch so aufhängen. 
Das Konzert war dann, nun ja, anspruchsvoll. U.a. ein Stück von Steve Reich. Ich fand es insgesamt faszinierend und toll, welche Geräusche und Rhythmen, aber auch Melodien man mit all diesen Schlaginstrumenten hervorbringen kann. Die komplette Bühne war vollgestellt und die 7 Musiker haben sich dann je nach Stück an anderen Instrumenten hervorgetan. Der Innenraum der Oper ist auch ziemlich schick mit neuster LED-Technik:




Während des Konzerts ist Valerie eingeschlafen, Frederik meinte danach, es sei zu "75% gut" gewesen und Amelie fand es blöd. Chris Kommentar war, dass man Mathematikanfängern ja auch nicht als erstes den Logarithmus präsentiert. Ich fand's klasse. 

Montag, 19. Mai 2014

Geburtstagswahnsinn 1 - 19.05.2014

Ich habe mich sehr lange nicht mehr gemeldet, ich weiß. Ich habe aber auch gleiche mehrere gute Gründe, über die ich jetzt Stück für Stück berichten werde. Dafür habe ich jetzt auch wieder viel Zeit, denn mein Schwedisch-Kurs ist nun vorbei! Hurra!

Nach meinem letzten Bericht über die schwedische Fischtorte stand knapp eine Woche später Frederiks 10. Geburtstag an. Da wir hier nix kennen, war klar, dass wir zu Hause feiern. Aber wie macht man so einen zu-Hause-Geburtstag für 9- bis 10jährige attraktiv? Aufs Wetter kann man sich hier ja auch nicht verlassen und 2 h nur Fußballspielen ist wahrscheinlich auch nicht das Wahre.

Ich hatte dann überlegt, eine Schatzsuche für Fortgeschrittene mithilfe des GPS zu gestalten. Das brauchte aber einige Vorbereitung. 8 Jungs sollten kommen, also habe ich 8 Zettel vorbereitet und bin einen Tag vorher losgelaufen. Mit dem GPS habe ich dann Längen- und Breitengrade von z.B. einem Baum aufgeschrieben, in dessen Ästen ich dann später einen Zettel verstecken wollte. Auf diesem Zettel sollten dann die Hinweise auf den nächsten Zettel stehen usw., bis zu Schluss dann der Schatz gefunden wird.

Nach dem dritten Mal Koordinaten suchen ist es aber auch immer das Gleiche, so dass ich mich an meine Segelausbildung noch vor der Verbreitung des GPS erinnert habe. Man kann einen Ort auch durch Peilen von zwei anderen, feststehenden Orten bestimmen. Im benachbarten Park habe ich also einen etwas weiter entfernten hohen Baum gesucht sowie eine Laterne. Die Aufgabe war: Von einem bestimmten Punkt aus so lange nach Norden (0 Grad) zu laufen, bis man linker Hand eine Laterne passiert (da waren mehrere Laternen, aber wenn man genau nach Norden läuft, konnte es nur eine einzige sein. Ein GPS-Gerät hat auch einen Kompass). Dann die Laterne anschauen und im Hintergrund einen hohen Baum suchen (da war nur einer). Laterne und Baum in Überdeckung bringen und in Überdeckung halten, während man rückwärts läuft - das ist dann eine gerade Linie. Und irgendwann stieß man dann auf dieser Linie wieder auf einen Baum (von vielen), an dem dann der nächste Zettel hing.

Ich war ziemlich stolz auf mein ausgetüfteltes Spiel. Am Geburtstag war es dann allerdings so, dass die Jungs das mit den Koordinaten-Lesen schnell verstanden hatten, aber wohl fanden, dass der Zettel mit den Angaben zur Peilung irgendwie zu viele Buchstaben enthielt oder so. Jedenfalls sind sie Richtung Norden gerannt und haben nicht weitergelesen, dadurch die Laterne verpasst, irgendwas von "Baum" gehört und zu einem Baum gerannt (in völlig anderer Richtung) und dann nur noch herumgeirrt, um den Zettel zu finden. Nur die zwei älteren Jungs, die dabei waren, haben sich nach einer Weile für unsere Erklärungen interessiert und den Zettel noch mal studiert und konnten dann auch die nächste Spur finden. Dann fing es auch noch an zu regnen und das geplante Fußballspiel im Park ist damit auch ausgefallen. Der Schatz wurde aber gefunden (trotz einer weiteren, ähnlichen Peilungsaufgabe) und konnte ins Trockene gerettet werden. Und hinterher meinte Frederik - der vorher die Idee einer Schatzsuche vehement als zu babyhaft abgelehnt hatte -, dass diese Schatzsuche doch ganz cool gewesen wäre.

Für diesen Geburtstag habe ich auch mal eine schwedische Muffins-Backmischung ausprobiert. Brrr. Furchtbar süß, furchtbar künstlich - aber die Jungs fanden sie toll.

Beim Geschenke auspacken

Beim Abholen hatte ich überlegt, dass wir ja die anderen Eltern überhaupt nicht kennen und vielleicht wäre dies ja nun die richtige Gelegenheit. Ich habe also Sekt und Orangensaft bereitgestellt für die abholenden Eltern. Nun ja. Zunächst kam eine japanische Familie, wobei die Mutter zur Haustür kam und im Auto noch Ehemann und Schwester saßen und warteten. Ich bin dann raus, um sie auch hereinzubitten, aber sie sind trotzdem nach ca. 1,5 Minuten wieder gegangen, ohne etwas zu trinken. Bei den nächsten ähnlich erfolgreich. Dann kam ein Vater, den ich nach Habitus, Aussehen und allem anderen für mich als "japanisch" klassifiziert hatte. Er wollte auch nichts zu trinken, kam aber wenigstens kurz herein. Als ich dann konversationshalber gefragt habe, wo er her käme, war die überraschende Antwort "Frankreich". Wir haben uns dann sehr nett teilweise auf französisch unterhalten (geht nur noch begrenzt, ich vermische jetzt Schwedisch mit Französisch und das geht nicht gut aus für mein Französisch) und ich habe gelernt, NIE MEHR nur nach dem äußeren Anschein zu gehen. Das hatte sich auch im folgenden als richtig erwiesen: Denn dann kam ein offenbar pakistanischer Vater, mit dem wir uns auch etwas unterhalten konnten. Die Familie hatte erst in Kopenhagen, dann in Stockholm und nun in Malmö gelebt, war nun seit über zehn Jahren in Schweden und auf jeden Fall schwedischer als wir.

Also hatten wir zwar keine lange Elternrunde mehr, aber wenigstens ein paar nette Gespräche und ich habe was dazugelernt. Frederik war auch zufrieden und glücklich - was will man mehr?

Freitag, 28. März 2014

Fischkuchen? - Smörgåstårta! - 28.03.2014

Ich bin hier in einer netten Runde von deutschen Mamas, die sich gelegentlich zum Kaffeetrinken oder Frühstücken treffen. Manche sind schon lange da, manche wohnen "richtig" hier, und manche sind sogar neuer als ich (ha!). Und da man auf diesen Frühstücken neben netter Unterhaltung auch alle Alterfahrenen nach Tips und Tricks fragen kann, gehe ich sehr gerne hin.

Dabei habe ich das letzte Mal eine sehr spezielle, schwedische Spezialität kennengelernt: Smörgåstårta:

Hier, wie man sieht, mit Krabben und Fischeiern und mehr Fisch in der Mitte. Gibt es aber auch mit Fleisch.

Smörgås ist im weitesten Sinne belegtes Brot. In diesem Fall sind es aber sind mehrere Lagen Weißbrot ohne Rand und dazwischen Mayonnaise, Meerrettich oder andere Saucen und dann - ganz nach Wunsch - entweder Fisch oder Fleisch, das alles in verschiedenen Größen, je nach Anzahl der Gäste.
Auf dem Foto sieht man die Fischversion (so eine hatten wir auch auf dem Frühstück), d.h. obendrauf Krabben und Fischeier, dazwischen (meist) Lachs. In der Fleischvariante ist es dann z.B. Roastbeef, Schinken und Leberpastete.

So eine Tårta ist tatsächlich ganz lecker und für eine Party oder Gäste im Haus ziemlich praktisch. Vor allem, da man es hier überall bestellen kann. Es gibt sogar eigene Läden (Smörgåsbutiken genannt) dafür, man kriegt sie aber auch im Supermarkt an der Theke. Sie ist auch ziemlich mächtig, so dass man eigentlich nach einem mittelgroßen Stück ziemlich satt ist. Und natürlich sieht es schick aus, so lange die Tårta ganz ist auf dem Buffet. Ist sie allerdings erstmal angeschnitten, ist es etwas weniger schön...  :-)
Es erinnert mich ein bisschen an diese 50er- und 60er-Jahre-Partyessen mit Käseigel und russischen Eiern und so...
Aber wie gesagt: Nicht schlecht!

Auf dem letzten Frühstück hatte ich auch einen Geheimtipp bekommen, wo man hier am besten Kinderschuhe kaufen kann. In Malmö selbst sieht es damit nämlich etwas schlecht aus (warum auch immer). Aber mir wurde berichtet, dass man raus aufs Land fahren kann und auf einem Bauernhof namens Magleholm in einer Scheune (sic!) wunderbarste Schuhe und Kinderklamotten bekommen könnte. Hörte sich seltsam an, aber für solche Abenteuer sind wir ja schließlich ins Ausland gezogen.
Also sind wir letztes Wochenende losgefahren, etwa 20 km südöstlich von Malmö. Die Straßen wurden immer kleiner und irgendwann waren sie nicht mehr asphaltiert - aber wir haben ja zum Glück einen Geländewagen, wie ca. 80 % der Schweden. Als wir tatsächlich über den Feldweg gefahren sind, habe ich etwas an unserem Navi und meiner Adresse gezweifelt, aber dann kam tatsächlich ein Bauernhof mit schöner Alleeauffahrt und einer Scheune mit einem "öppnet"-Schild daran:

Das sind nicht wir auf dem Foto!

Und drinnen dann tatsächlich ein Klamottenparadies - nicht nur für Kinder, sondern auch für die Eltern - ich habe mir auch einen Rock gekauft und beinahe ein paar Schuhe. Das ganze geführt von einer sehr netten Dame, deren Kinder auch auf unsere Schule gehen, so dass wir gleich ein paar extra-Prozente bekommen haben. Wir sind mit drei Paar Kinderschuhen, zwei Hosen, mehreren T-Shirts und eben einem Rock für mich wieder nach Hause gekommen. Unglaublich, aber wahr!

Nachtrag: Auf schwedischen Webseiten sind neben der Adresse häufig auch die GPS-Koordinaten angegeben. Falls das Navigationsgerät also den einsamen Bauernhof im Nirgendwo am Nordpolarkreis nicht kennt, kann man immer noch die Koordinaten eingeben. Magleholm findet man z.B. hier:

RT90: X: 6157585, Y:1331110
WGS84: Lat N 55° 31′ 6″   Lon E 13° 7′ 52″
Decimal: 55.5186, 13.1312

Donnerstag, 20. März 2014

Kurz und französisch - 20.03.2014

Die Schweden sind ja der angelsächsischen Kultur durchaus zugewandt. Filme gibt es ausschließlich mit Untertiteln - sowohl im Fernsehen als auch im Kino, was zu den guten Englischkenntnissen der Schweden beiträgt (da ja doch die meisten Filme aus USA kommen, allerdings habe ich hier im Fernsehen auch schon deutsche Filme gesehen).

Anscheinend gibt es aber trotzdem nur wenige Ängste, was die eigenen Sprache betrifft - jedenfalls habe ich noch keine solche Diskussion mitbekommen. Befürchtungen wie im Deutschen, dass alle bald nur noch Denglisch sprechen, sind mir bisher nicht begegnet.

Das mag auch an der Nonchalance liegen, mit der das Schwedische Wörter aus anderen Sprachen "einschwedischt". Besonders schön sieht man das am Französischen. Wenn ich an die Diskussion zurückdenke, wie man (im Deutschen) Portemonnaie nach der Rechtschreibreform schreiben sollte (Portmonee) und die Befürchtungen über den kulturellen Niedergang, der damit drohe, finde ich es um so netter, wie gelassen die schwedische Sprache damit umgeht.

Hier eine Auswahl schwedischer Wörter und man darf raten, welche entsprechenden französischen dahinter stehen (ist nicht wirklich schwer...)

  • Restaurang     - ok, zu leicht? Dann etwas anspruchsvoller (nicht vergessen: å = o):
  • Fåtöjl              - na, erraten? 
  • Talang             - gibt's auch als Fernsehsendung (Sverige har ...)
  • Toalett             - wieder etwas einfacher, ebenso wie...
  • Trottoar           - und...
  • Paralply           - vielleicht wieder etwas schwieriger?
  • Byrå                - und jetzt mal Richtung Theater:
  • Aktör               - und nochmal Theater, aber schwieriger:
  • Pjäs                  - jetzt was, das sich das Deutsche aus dem Englischen geholt hat: 
  • Evenemang      - und noch was leichtes zum Schluss:
  • Salong
Falls tatsächlich eine Auflösung nötig sein sollte, schreibt mir was in die Kommentare unten hinein.

Ein paar schwäbische Wörter habe ich auch noch entdeckt, zB fängelse (= Gefängnis. Ich glaube, das ist direkt dem Schwäbischen entnommen: s' Schdammheim-fängelse, oder?). Die anderen fallen mir gerade nicht ein. Ein andermal. 
Bis bald!


Samstag, 1. März 2014

SFI - Svenska för invandrare - 01.03.2014

Jetzt muss ich endlich mal über meinen Schwedisch-Kurs schreiben, den ich seit Anfang Januar täglich von 8 Uhr bis 13 Uhr besuche. Jeder Einwanderer hat in Schweden das Recht, einen solchen Kurs zu besuchen. Je nach Lebenssituation und Ausbildung gibt es Intensivkurse wie meinen oder weniger intensive Kurse, die dann nur ein oder zwei Mal die Woche stattfinden.

In dieser Schule ("Folkuniversitetet" genannt) treffen sich nun Schülerinnen und Schülern aus tatsächlich allen Ecken und Enden der Welt. Dabei sind die Gründe, warum jemand nach Schweden gekommen ist, durchaus unterschiedlich. Es gibt politische Flüchtlinge, die persönlich verfolgt wurden, es gibt Kriegsflüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Irak und es gibt welche, die einen Schweden oder eine Schwedin geheiratet haben oder heiraten wollen und deswegen den Kurs besuchen. 
In meinem ersten Kurs hatten wir daher zwei Syrer, drei Palästinenser (die meist in Syrien gelebt hatten und daher aus Syrien geflüchtet sind), zwei Afghanen, eine Irakerin, die jedoch lange in den USA gelebt hat und zwei Iraner, einen US-Amerikaner, einen Brasilianer, einen Engländer, zwei Polinnen, eine Chinesin, eine Russin, eine Malaiin, einen Äthiopier, eine Italienerin, einen Filippiner, eine Montenegrinerin und mich. Jeder sollte eine Präsentation über sein Heimatland machen, daher weiß ich so genau, wo jeder herkommt. Diese Präsentationen waren wirklich hochinteressant, über die Sprachen, traditionelle Kleidung, Essen, Kulturschätze... Politik wurde weitgehend draußen gelassen (auch weil dafür unser Schwedisch noch nicht ganz ausreicht). Aber der US-Amerikaner - ein total netter, cooler Kalifornier, der mit einer Schwedin zusammen ist - meinte zu mir, er wäre ja hier nun der "bad guy", da die USA ja einigen Heimatländern Krieg führen oder geführt haben. Ich meinte nur: "Wem sagst Du das - ich komme aus Deutschland..."

Von links stehend: Polen, Afghanistan, Syrien, Italien, Äthiopien, Irak, Palästina, Afghanistan, Palästina (hinten), USA (vorne), Afghanistan, Deutschland, Russland, Großbritannien, Brasilien, ??, Iran, Afghanistan, China.
Von links sitzend: Philippinen, Afghanistan, Syrien, Polen 


Anfang Februar habe ich dann auf Anraten meiner Lehrerin den Sprachtest mitgeschrieben, bestanden und konnte nun in den nächsthöheren Kurs wechseln (und habe dadurch übrigens ein echtes Zeugnis bekommen - auf Schwedisch!). Hier gibt es noch zwei Thailänderinnen, eine Jamaikanerin, eine Nigerianerin, einen Peruaner. Mit einem Kameruner unterhalte ich mich regelmäßig auf Französisch (was nicht so leicht ist, wenn man gerade zwei Stunden Schwedisch gelernt hat, dann sich auf Englisch unterhalten hat, was die meisten doch besser beherrschen und dann plötzlich noch Französisch dazukommt - ich krieg noch nen Knoten ins Hirn!)

Diese Woche haben einige in einer Präsentation u.a. über ihre Berufe berichtet. z.B. ein Pathologe (das sind NICHT die Gerichtsmediziner! Pathologen untersuchen Gewebeproben auf z.B. Krebs) aus Homs in Syrien, oder ein (junger) Archäologe, ebenfalls aus Syrien. Ein Palästinenser hat in Palästina Projekte für die WHO gemacht, ein junger (ich glaube) Afghane macht gerade eine Ausbildung für CNC-Maschinen. Ich habe allerdings nicht über meinen Beruf berichtet, sondern über den Vasaloppet, da ich das alles ja schon hier in meinem Blog aufgeschrieben hatte und so die Präsentation relativ schnell erstellen konnte. :-)

Natürlich treffen hier auch die unterschiedlichsten Mentalitäten aufeinander, allein schon, weil die Altersstruktur ziemlich gemischt ist. Von 22 bis 66 ist alles vertreten. Und ich stelle fest, dass ich erstens auf jeden Fall Vorurteile habe - Frauen mit Kopftuch, die nichts sagen, "arabische" Männer, die grundsätzlich laut und undiszipliniert sind, generell alle "Südländer", die immer früher gehen oder zu spät oder gar nicht kommen. Zweitens stelle ich fest, dass man sich gerade in dieser Schule alle seine Vorurteile ganz leicht selbst bestätigen kann. Drittens allerdings halten sie einer genauen Prüfung nicht stand: Den besten Kurztest in meiner neuen Klasse hatte ein Syrer geschrieben, der weder laut noch undiszipliniert ist. Das Zu-spät-oder-gar-nicht-kommen hat damit zu tun, dass manche parallel eine Ausbildung machen oder arbeiten und daher nur zwei oder drei Tage die Woche kommen können. Außerdem habe ich mich dabei ertappt, dass ich dachte, unsere Kalifornier hat eine "coole Einstellung", wenn er nur gelegentlich auftauchte, bei den Afghanen hatte ich aber einen "na klar, typisch, keine Disziplin"-Gedanken - für das gleiche Verhalten... Eine Syrerin macht gleichzeitig noch einen Englischkurs und muss daher immer eine Stunde früher gehen. Ein kopftuchtragendes junges Mädchen lässt sich weder auf Englisch, Schwedisch noch auf Persisch irgendetwas von irgendwem sagen und bietet immer schnell und schlagfertig Paroli. Der große, gut aussehende Palästinenser und seine ebenso gut aussehende Schwester (ohne Kopftuch) sind unglaublich schüchtern und sagen fast nie etwas. Die immer leicht arrogant und gelangweilt dreinblickende Jamaikanerin ist eigentlich total nett. Und so weiter, und so weiter. 

Jedenfalls finde ich es unglaublich bereichernd, diesen Kurs besuchen zu dürfen. Es ist anstrengend, es ist schwierig, man muss sich selbst im Zaum halten und darf nicht jeden Spruch machen - aber man lernt so viel Neues, nicht nur die Sprache! Fantastisch!

Und im übrigen zur "deutschen" Disziplin: Ich komme immer dann fast eine dreiviertel Stunde zu spät, wenn Chris auf Dienstreise ist und ich daher die Kinder in die Schule bringen muss; das war zuletzt gar nicht so selten. Und letzten Dienstag bin ich früher gegangen, um mit anderen deutschen Müttern von der Schule meiner Kinder noch nen Kaffee zu trinken....

Dienstag, 25. Februar 2014

Skifahren im mittleren Norden - 25.02.2014

Ich habe mich ja nun länger nicht gemeldet. Das lag daran, dass wir gerade eine Woche Skifahren waren. Viele fahren von Malmö aus in die Alpen, da das vergleichbar weit weg ist wie die Skigebiete Schwedens. Wir wollten aber das Land kennenlernen und sind 750 km weiter Richtung Norden gefahren, nach Sälen. Auf dem Weg kommt man durch mehrere "Län" Schwedens. Ein Län ist so was wie ein Regierungsbezirk, vermute ich. Ich finde allein schon die Namen so schön, dass ich sie hier unbedingt aufzählen muss: Aus Skåne (å = o) sind wir Richtung Göteborg (ausgesprochen Jöteborje) durch Halland gefahren, dann durch Västra Götaland entlang dem Vänern (einer der beiden großen Seen im unteren Drittel Schwedens) - hier stammt übrigens Selma Lagerlöf her - und dann durch Värmland nach Dalarna. Aus Dalarna kommen diese Pferde hier:


Außerdem gibt es dort Rentiere und Elche, beides haben wir aber nur gegessen bzw. als Fell gesehen, nicht lebendig. Aber sowohl Rentier als auch Elch schmecken beide sehr gut, nicht so "wildtierhaft" wie Hirsch oder Reh, finde ich.






Zur Orientierung, wo wir genau waren, hier eine Karte:
Wir sind also 750 km gefahren und haben nicht mal die Mitte von Schweden erreicht. Zum Vergleich: Deutschland ist etwa 880 km lang.

Etwas rechts von meinem roten Punkt (Sälen) befindet sich Mora (rot eingekringelt). Die Entfernung beträgt etwa 90 km. Jedes Jahr findet zwischen Sälen und Mora der "Vasaloppet" statt, das größte Langlaufrennen mindestens in Europa, wenn nicht in der Welt. Anfang März findet das diesjährige Rennen statt mit 15.600 Teilnehmern. Die Startplätze waren innerhalb von 10 min alle belegt.

Der Vasaloppet geht auf eine Geschichte aus dem 16. Jahrhundert zurück, genauer 1520. Schweden gehörte mal wieder zu Dänemark, das Volk war aber unzufrieden mit dem Herrscher Kristian I. Der junge Gustav Eriksson versuchte, das Volk gegen den König aufzuwiegeln, hatte aber nur wenig Erfolg. Er hoffte auf Dalarna, wo die Bevölkerung wohl etwas aufrührerischer war. In Mora hielt er eine Rede und rief zum Kampf gegen den König auf. Die Bürger der Stadt wollten sich aber in einer so wichtigen Frage erst mit ihren Nachbarn beraten. Da die Häscher König Kristians sich bereits näherten, floh Gustav weiter Richtung Norwegen. Einige Tage später trafen jedoch Nachrichten von einem furchtbaren Blutbad in Stockholm im Auftrag des Königs ein. Die Dalarner beschlossen nun, dass sie Gustav doch gegen den dänischen König unterstützen wollten. Daher schickten sie ihre beiden besten Langläufer Gustav hinterher. Sie erreichten ihn in Sälen, überzeugten ihn, wieder nach Mora zu kommen und den Aufstand gegen König Kristian anzuführen. Der Aufstand war letztlich erfolgreich und 1523 wurde Gustav als Gustav Vasa König von Schweden.

Das Langlauf-Rennen wird heute jedoch andersherum gelaufen, nämlich von Sälen nach Mora. Ich weiß jedoch nicht, warum.

Von Malmö nach Göteborg (siehe Karte, alles rot eingekringelt) sind es etwa 300 km, die man auch gut fahren kann, da es hier eine Autobahn gibt (mit Geschwindigkeitsbegrenzung allerdings... aber immerhin streckenweise 120 km/h, sonst 110). Dann kommt man an Trollhättan vorbei (da kommt Volvo her) und fährt den Vänern entlang. Das ist eine seeeeehr zähe Strecke. Im Frühling oder Sommer stelle ich es mir dort allerdings sehr schön vor. Als wir da waren, hat es hauptsächlich geregnet. Außerdem sind wir durch Åmål gefahren, (zumindest mir) bekannt durch einen Film aus dem Jahr 1999. In Karlstad haben wir zusammen mit ungefähr 500 anderen Familien auf dem Weg in den Skiurlaub übernachtet und am Sonntag nachmittag waren wir dann in Sälen. Bis ca. 5 km vor Sälen hat es geregnet, geregnet, geregnet und es lag nur wenig Schnee. Doch dann plötzlich: Schnee überall und zwar mindestens einen Meter hoch! Fantastisch!

Blick aus unserer "Stuga" (Hütte) zur Piste

"Unsere" Piste etwas weiter oben
Unsere Stuga - sehr gemütlich! 

Der Skikurs am letzten Tag
... und dies ist kein Astronaut, sondern Valerienchen!

Die beiden Großen waren eine Woche in der Skischule, fanden das aber nicht sooo spannend. Mit den Eltern die großen Pisten runterzurutschen (bzw. zu rasen) war viel interessanter.
Unsere Nachbarn aus Malmö waren im Nachbardorf und am Mittwoch Abend trafen wir uns zum Abendessen. Es gab Elch- und Rentierfondue - war wirklich lecker (siehe oben).
Die Pisten sind zwar nicht so vielfältig wie in den Alpen, aber mit Kindern ist es hier wirklich traumhaft. Da wir die Piste direkt im Blick hatten, konnten die beiden Großen auch noch ein bisschen länger Skifahren, während die untrainierten Eltern bereits die schmerzenden Beine hochlegen konnten. Die unteren Lifte haben immerhin bis 18 Uhr geöffnet und es gibt Flutlicht!

Jedenfalls war es ein sehr schöner Kurzurlaub mit echtem Wintergefühl. Ich habe beschlossen, dass ich ein Rentierfell brauche - das gab es auf den Hütten zum Draufsitzen für draußen. Hält wirklich warm!
Nur die Rückfahrt war mit 10 h natürlich sehr lang. Dafür kann man sich darauf verlassen, dass es auf der gesamten Strecke keinen Stau gibt, weil irgendwie sowieso nur 20 Autos insgesamt unterwegs sind. Auf dem Hinweg waren wir teilweise allein auf weiter Flur, vor und hinter uns weit und breit niemand, nur gelegentlich - und völlig klischeehaft - rot gestrichene Bauernhöfe mit weißen Fenstern rechts oder links der Straße. Bis bald!