Mittwoch, 8. Oktober 2014

Urlaub und Politik - 8. Oktober 2014

Die neue schwedische Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten und Miljöparti (= Umweltpartei) hielt es für klug, in der ersten Regierungserklärung anzukündigen, dass Schweden plane, Palästina als selbstständigen Staat anerkennen. Hier ein Interview dazu. Unabhängig davon, ob das nun gut oder schlecht ist: Als erste außenpolitische Ankündigung einer neuen Regierung sich gleich mitten in so ein Minenfeld zu begeben halte ich für politisch nicht sehr klug. Aber Anders Löfven (der neue Staatsminister) ist wohl auch politisch nicht so erfahren, er kommt aus dem Gewerkschaftsmilieu und soll etwas polterig sein. Den Integrationsminister will er auch abschaffen, aber dafür hat er wenigstens eine nachvollziehbare Begründung, denn er meinte, Integration ist etwas, was alle angeht. Was das aber dann in der Praxis bedeutet, wird man erst noch sehen.

Anderes Thema: Unser Urlaub.

Wir hatten ein Haus gemietet in Älmsta an einem See namens Bornan.

Übrigens ein Moorsee. Wasser mit der Farbe von Eistee.

Der See war dann doch weiter weg als gedacht, man konnte nicht direkt runterlaufen, da mehrere Pferdekoppeln den Weg versperrten. Aber unsere zwei Mädchen waren glücklich: Islandponies! Sie sind dann auch mal geritten und haben beim Striegeln geholfen.



Wir haben in diesem Urlaub auch gelernt, was "dünn besiedelt" wirklich heißt. Wir wollten zu einem Strand fahren, der Sandviken heißt. Auf der Karte und im Navigationsgerät war dort auch eine (nach deutschen Verständnis) Ortschaft namens Sandviken eingezeichnet. Als wir jedoch dorthin kamen, war dort nur - Wald. Nichts, was auch nur irgendwie an eine Ortschaft erinnerte. Die Straßen waren im übrigen auch nur unasphaltierte Waldwege, aber wir haben ja ein geländegängiges Auto zum Glück. Wir dachten, wir hätten uns verirrt. Allerdings habe ich dann irgendwo zwischen den Bäumen ein Haus hervorblitzen sehen. Und ungefähr 500 m weiter war noch ein Haus versteckt. Dann gab es sogar ein Schild zu einem Campingplatz, der dann direkt am Strand lag. Dort waren immerhin noch zwei weitere Häuser. Das war die "Ortschaft" Sandviken. Der Strand war übrigens sehr schön, aber das Wasser eiskalt und ziemlicher Wind.



Das Wetter war aber fast durchgängig wunderschön, zwischen 27 und 29 Grad und Sonne. Am Abend hätte ich mich gerne mit einem Glas Weißwein vor's Haus gesetzt und den Sonnenuntergang (gegen 22.30 Uhr) betrachtet. Woher aber Wein bekommen?
In der nächsten Ortschaft (Älmsta) gibt es einen großen Supermarkt, eine Apotheke, mehrere Restaurants, also dachten wir, man könnte dort ja wohl auch eine Flasche Wein kaufen. Die Recherche im Internet nach einem Systembolaget ergab nur unklare Ergebnisse. Auf dem Supermarktparkplatz habe ich also mein bestes Schwedisch ausgepackt und zwei ältere Damen gefragt. Die beiden haben mir dann direkt (soviel zu meinem Schwedisch) auf Englisch geantwortet, dass es hier keinen Systembolaget gäbe, man könnte aber im Geschäft gegenüber das Gewünschte bestellen und bekäme es dann nach etwa zwei Werktagen geliefert. Natürlich war es Freitag, frühest mögliche Lieferung also: Mittwoch.

Da ein Systembolaget am Samstag um 15 Uhr schließt und am Sonntag nicht geöffnet hat, sind wir dann am Montag 35 km nach Norrtälje gefahren, haben die Stadt angesehen, ein bisschen eingekauft und eben zwei Flaschen Wein und ein paar Bier erstanden. Nächstes Jahr lieber wieder Spanien.

Übrigens lag unser Urlaubsort knapp 800 m vom 60. Breitengrad entfernt, wir sind an einem entsprechenden Schild vorbeigefahren. Auch auf dem 60. Breitengrad: St. Petersburg, die Südspitze Grönlands. Perm in Russland und Anchorage in Alaska sind ein kleines bisschen nördlicher. Wir haben es immer noch nicht über das untere Drittel Schwedens hinausgeschafft.

Nach Stockholm waren es ca. 120 km, so dass wir einen Tag dorthin gefahren sind. Vor dem Wasa-Museum war eine unendliche Schlange und wir haben dann erstmal eine Bootsrundfahrt gemacht (mit einer sehr blonden, meinen Ehemann sehr beeindruckenden Kapitänin...). Auf der Insel Stadsholmen (Stockholm liegt auf 14 Inseln verteilt) sind wir ausgestiegen und haben uns die Gamla Stan angesehen. Hat ein bisschen was von Italien.


Das ist die Schlosskirche, nicht die deutsche Kirche.



Unter anderem gibt es dort eine ziemlich große deutsche Kirche aus der Zeit der Hanse. Damals war das Gebäude allerdings noch ein Gildehaus, zur Kirche wurde es erst im 16. Jahrhundert. Riksdag (Parlament) und Schloss liegen auch auf der Insel. Valerie war sehr beeindruckt, dass es hier echte Prinzessinnen gibt.

Schloss - Eingangsbereich

Reichstag ohne Kuppel

Dann haben wir das letzte Boot erwischt und sind wieder zum Wasamuseum. Die Schlange war nun fast verschwunden und so sind wir also hineingegangen. Sehr beeindruckend!


Nach dem Ausflug nach Stockholm waren wir wieder einige Tage in Älmsta, haben noch kleinere Ausflüge unternommen, wären beinahe auf einer Insel gestrandet. Wir sind die Insel Väddö, die man über eine Brücke erreichen kann, Richtung Süden gefahren. Am Ende war ein Fähranleger, wo man zu einer "richtigen" Insel namens Arholma übersetzen kann. Das haben wir spontan gemacht. Auf dieser Insel sind hauptsächlich Ferienhäuser und ein Artilleriegeschütz aus dem zweiten Weltkrieg. Wir wollten gerade loslaufen, um uns das anzusehen (geschätzt 30 min hin, 30 min zurück), als ich doch noch mal den Fährfahrplan genauer angesehen habe. Die nächste Fähre fuhr in 20 min, die übernächste abends um halb neun (es war ungefähr halb drei). Wir haben es dann vorgezogen, direkt wieder zurückzufahren.

Arholma
Auf dem Hinweg
Das wäre mir klar zu einsam als Sommerhaus.

Zum Ende haben wir überlegt, noch einen weiteren Tag in Stockholm zu verbringen, dort zu übernachten und dann weiter nach Malmö zu fahren. Ich wollte Schloss Drottningholm ansehen, das immerhin ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, warum. Aber es ist sehr schön dort und ich kann verstehen, warum die schwedische Königsfamilie dort auch wohnt. Mir ist allerdings aufgefallen, dass es im Park kaum Blumen gibt. Da die Königsfamilie die Schlösser von der staatlichen Apanage unterhalten muss, ist das möglicherweise eine Sparmaßnahme. Wer weiß. Aber die Kinder hatten großen Spaß im Labyrinth.

Blick vom Eingang auf den Mälaren-See

Der Park


Dann "nur noch" 600 km zurück nach Malmö. Wir hatten die "Unendliche Geschichte" als Hörbuch dabei und auf dem Rückweg konnten wir sie zu Ende hören (ist das jetzt ein Paradox?).

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