Dienstag, 16. September 2014

Riksdagsval - 16.09.2014

Am Sonntag war ja Wahl hier in Schweden und alle sind entsetzt, dass die Rechtsextremen mehr als 12,5% bekommen haben. Den höchsten Anteil haben sie hier in Skåne erhalten, insbesondere in den Gemeinden rund um Malmö.
In einem Wahlbezirk hier in Skåne, in Fränninge, haben sie sogar 30% erreicht. Allerdings beziehen sich diese 30% auf 548 gültige Stimmen (von 694 Wahlberechtigten), so dass dort 196 Wähler für die Sverigedemokraten gestimmt haben (nur um das mal in Beziehung zu setzen). Schön zu sehen ist auch, dass in diesem Fränninge 1,6% Ausländer wohnen, dass sind genau 11. Dafür sind aber 22,5% der Wähler über 65, 29% über 50.... (Diese Zahlen kann man alle auf der Internetseite des nationalen Wahlamtes sehen. Man kann sich bis zu seinem Wahlbezirk durchklicken und sieht dort dann auch einige statistische Angaben). Und nur noch der Vollständigkeit halber: die 12,5% für die Sverigedemokraten in ganz Schweden entsprechen 236.006 Stimmen.

Interessant fand ich die Reaktion aus Dänemark und Norwegen: Es gab Unverständnis, warum sich die Moderaten (die bisher regierende Partei unter Führung von Fredrik Reinfeldt) weigern, mit den Sverigedemokraten (also den Rechtsextremen) eine Regierungskoalition einzugehen. Denn in Dänemark und Norwegen sind schon länger rechtsextreme Parteien an der Regierung beteiligt. Hmmm.

Die Art und Weise des Wählens hier ist auch ganz anders als gewohnt. Im Wahllokal stehen aufgereiht in einem Ständer Wahlzettel für jede Wahl in einer Farbe (es wurde auch noch in den Kommunen und für die Landstings gewählt). Und dann gibt es noch für jede Partei einen Wahlzettel. Bevor man also in die Wahlkabine geht, nimmt man sich in aller Öffentlichkeit den Wahlzettel der gewünschten Partei, geht in die Kabine und steckt ihn in den Umschlag. Dieses In-die-Kabine-gehen ist mir zwar ein Rätsel, denn was soll das noch? Andererseits könnte man sich ja auch fünf verschiedene Parteienzettel nehmen und erst in der Kabine einen davon in den Umschlag stecken. Dann wäre es nicht ganz so offensichtlich. Jedenfalls macht man keine Kreuzchen, die Wahl ist per Zettel getroffen und das Wahlgeheimnis ist jedenfalls nicht so streng.

Eine Partei kann auch vor der Wahl ihre Wahlzettel verteilen und man kann diese dann mit ins Wahllokal nehmen. Wir hatten solche im Briefkasten mit dem schönen Slogan "Stoppa Invåndring" (Einwanderung stoppen). Da ist es wieder, dieses Gefühl, fremd zu sein in einem anderen Land. Wobei "die" uns sicherlich nicht zu den unerwünschten Einwanderern zählen würden, sondern nur die aus meinem Kurs, die teilweise alleine hier im sicheren Schweden sind und jeden Tag Angst um ihre Familien in den Kriegen in Syrien, der Ukraine oder in Palästina haben müssen und trotzdem sich anstrengen, um die Sprache gut zu lernen und einen guten Job zu finden. Ich kann manchmal so sauer werden auf diese Idioten von Nazis.

Ich habe vor der Wahl ein Interview mit Jimi Åkesson, den Parteichef der Sverigedemokraten gesehen. Er ist seit 2005 Parteichef und hat die Partei der Partei ein radikales Verharmlosungsprogramm verordnet. Rassistische Ausfälle werden nicht mehr geduldet, das neue Logo der Partei ist ein blaues Blümchen, das Bürgerschreckhafte ist verschwunden. Und damit hatte er Erfolg, 2010 sind sie das erste Mal in den Reichstag eingezogen.
In dem Moment hatte ich aber keine Ahnung, wer das ist und dachte zu erst: Ziemlich jung und schick (im Link oben gibts auch ein Bild. Ich wollte kein Bild von einem Nazi in meinem Blog haben. Der Link geht auch nur auf die Wikipedia-Seite), mal sehen, was der so erzählt. Da ich aber nur Teile verstanden habe, habe ich mehr auf die Körpersprache geguckt und fand dann irgendwann, irgendwas ist komisch mit dem. Er hat so einen Zahnschaden, der aussieht, als hätte ihm jemand ein Stück Zahn weggeschlagen und das macht ihn vom Aussehen her irgendwie aggressiv.

Jedenfalls haben die Journalisten ihm dann Fragen zur schwedischen Geschichte und Allgemeinwissen gestellt, z.B. seit wann Finnland nicht mehr zu Schweden gehört (seit 1809) und wo die berühmteste Königin der Schweden, Drottning Kristina, begraben ist (in Rom, in der Peterskirche). Zur ersten Frage wußte er nicht einmal ein Jahrhundert anzugeben, bei der zweiten Frage hatte er ebenfalls keine Ahnung. Die Pointe: Alle diese von ihm so verabscheuten Migranten lernen schwedische Geschichte, unter anderem eben auch diese Fragen (wir haben es letzte Woche durchgenommen). Ha!!!

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