Montag, 19. Mai 2014

Geburtstagswahnsinn 1 - 19.05.2014

Ich habe mich sehr lange nicht mehr gemeldet, ich weiß. Ich habe aber auch gleiche mehrere gute Gründe, über die ich jetzt Stück für Stück berichten werde. Dafür habe ich jetzt auch wieder viel Zeit, denn mein Schwedisch-Kurs ist nun vorbei! Hurra!

Nach meinem letzten Bericht über die schwedische Fischtorte stand knapp eine Woche später Frederiks 10. Geburtstag an. Da wir hier nix kennen, war klar, dass wir zu Hause feiern. Aber wie macht man so einen zu-Hause-Geburtstag für 9- bis 10jährige attraktiv? Aufs Wetter kann man sich hier ja auch nicht verlassen und 2 h nur Fußballspielen ist wahrscheinlich auch nicht das Wahre.

Ich hatte dann überlegt, eine Schatzsuche für Fortgeschrittene mithilfe des GPS zu gestalten. Das brauchte aber einige Vorbereitung. 8 Jungs sollten kommen, also habe ich 8 Zettel vorbereitet und bin einen Tag vorher losgelaufen. Mit dem GPS habe ich dann Längen- und Breitengrade von z.B. einem Baum aufgeschrieben, in dessen Ästen ich dann später einen Zettel verstecken wollte. Auf diesem Zettel sollten dann die Hinweise auf den nächsten Zettel stehen usw., bis zu Schluss dann der Schatz gefunden wird.

Nach dem dritten Mal Koordinaten suchen ist es aber auch immer das Gleiche, so dass ich mich an meine Segelausbildung noch vor der Verbreitung des GPS erinnert habe. Man kann einen Ort auch durch Peilen von zwei anderen, feststehenden Orten bestimmen. Im benachbarten Park habe ich also einen etwas weiter entfernten hohen Baum gesucht sowie eine Laterne. Die Aufgabe war: Von einem bestimmten Punkt aus so lange nach Norden (0 Grad) zu laufen, bis man linker Hand eine Laterne passiert (da waren mehrere Laternen, aber wenn man genau nach Norden läuft, konnte es nur eine einzige sein. Ein GPS-Gerät hat auch einen Kompass). Dann die Laterne anschauen und im Hintergrund einen hohen Baum suchen (da war nur einer). Laterne und Baum in Überdeckung bringen und in Überdeckung halten, während man rückwärts läuft - das ist dann eine gerade Linie. Und irgendwann stieß man dann auf dieser Linie wieder auf einen Baum (von vielen), an dem dann der nächste Zettel hing.

Ich war ziemlich stolz auf mein ausgetüfteltes Spiel. Am Geburtstag war es dann allerdings so, dass die Jungs das mit den Koordinaten-Lesen schnell verstanden hatten, aber wohl fanden, dass der Zettel mit den Angaben zur Peilung irgendwie zu viele Buchstaben enthielt oder so. Jedenfalls sind sie Richtung Norden gerannt und haben nicht weitergelesen, dadurch die Laterne verpasst, irgendwas von "Baum" gehört und zu einem Baum gerannt (in völlig anderer Richtung) und dann nur noch herumgeirrt, um den Zettel zu finden. Nur die zwei älteren Jungs, die dabei waren, haben sich nach einer Weile für unsere Erklärungen interessiert und den Zettel noch mal studiert und konnten dann auch die nächste Spur finden. Dann fing es auch noch an zu regnen und das geplante Fußballspiel im Park ist damit auch ausgefallen. Der Schatz wurde aber gefunden (trotz einer weiteren, ähnlichen Peilungsaufgabe) und konnte ins Trockene gerettet werden. Und hinterher meinte Frederik - der vorher die Idee einer Schatzsuche vehement als zu babyhaft abgelehnt hatte -, dass diese Schatzsuche doch ganz cool gewesen wäre.

Für diesen Geburtstag habe ich auch mal eine schwedische Muffins-Backmischung ausprobiert. Brrr. Furchtbar süß, furchtbar künstlich - aber die Jungs fanden sie toll.

Beim Geschenke auspacken

Beim Abholen hatte ich überlegt, dass wir ja die anderen Eltern überhaupt nicht kennen und vielleicht wäre dies ja nun die richtige Gelegenheit. Ich habe also Sekt und Orangensaft bereitgestellt für die abholenden Eltern. Nun ja. Zunächst kam eine japanische Familie, wobei die Mutter zur Haustür kam und im Auto noch Ehemann und Schwester saßen und warteten. Ich bin dann raus, um sie auch hereinzubitten, aber sie sind trotzdem nach ca. 1,5 Minuten wieder gegangen, ohne etwas zu trinken. Bei den nächsten ähnlich erfolgreich. Dann kam ein Vater, den ich nach Habitus, Aussehen und allem anderen für mich als "japanisch" klassifiziert hatte. Er wollte auch nichts zu trinken, kam aber wenigstens kurz herein. Als ich dann konversationshalber gefragt habe, wo er her käme, war die überraschende Antwort "Frankreich". Wir haben uns dann sehr nett teilweise auf französisch unterhalten (geht nur noch begrenzt, ich vermische jetzt Schwedisch mit Französisch und das geht nicht gut aus für mein Französisch) und ich habe gelernt, NIE MEHR nur nach dem äußeren Anschein zu gehen. Das hatte sich auch im folgenden als richtig erwiesen: Denn dann kam ein offenbar pakistanischer Vater, mit dem wir uns auch etwas unterhalten konnten. Die Familie hatte erst in Kopenhagen, dann in Stockholm und nun in Malmö gelebt, war nun seit über zehn Jahren in Schweden und auf jeden Fall schwedischer als wir.

Also hatten wir zwar keine lange Elternrunde mehr, aber wenigstens ein paar nette Gespräche und ich habe was dazugelernt. Frederik war auch zufrieden und glücklich - was will man mehr?

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