Montag, 16. Dezember 2013

Sankta Lucia - 16.12.2013

Nun ist die letzte Schulwoche vorbei und es sind drei Wochen Ferien. In der internationalen Schule sind sie auch deswegen länger, weil viele ja nach Hause fahren und das oft ein ziemlich weiter Weg ist. So entspannt sich alles etwas. Die Kinder finden es natürlich toll und sind gleich mal nach Stuttgart gefahren für eine Woche!

Am letzten Tag war dann die Abschlussfeier (das Semester endet ebenfalls, das neue beginnt im Januar) und eben eine Lucia-Feier, da am 13.12. in Schweden auch Lucia gefeiert wird. Die Geister streiten sich, ob es nun eine christliche oder vor-christliche Tradition ist. Ich würde sagen, es ist wohl eine vorchristliche, die in eine christliche umgemünzt wurde, nämlich die Feier der Wintersonnenwende, nach der das Licht zurückkehrt und die heilige Lucia als die Lichtbringerin - das  war sicherlich vorher eine heidnische Göttin. Außerdem können die Tiere in der Nacht des Luciafestes sprechen und man muss genau hinhören, was sie zu sagen haben.

Jedenfalls hat Valerie schon am 12.12. in kleinerem Rahmen Lucia gefeiert. Für Valerie war es etwas viel, jedenfalls sind die Fotos von ihr nicht so gut gelaunt. Die Krone war wohl etwas eng und schwer und es waren zu viele fremde Leute da. Aber sie war eine sehr hübsche Lucia!


Auf dem unteren Bild sieht man einige der verschiedenen Rollen des Lucia-Festes: Eigentlich gibt es immer nur eine Lucia, aber hier eben mehrere, weil das im Kindergarten anders nicht ohne Geschrei gehen würde. Lucia trägt ein weißes Kleid mit rotem Band und die Lichterkrone. Sie wird begleitet von den Tärna - Mädchen mit ebenfalls weißen Kleidern, einem Glitzer-Stirnband, ebensolchem Gürtel und einer Kerze in der Hand - und von den Stjärngosse - Jungen mit einem weißen Gewand, einem spitzen Hut mit Sternen drauf und in der Hand einen Stab mit Stern oben drauf (s. Bild).  Außerdem gibt es noch die Tomte (Weihnachtswichtel mit Weihnachtsmütze, s.u.) und die Pepparkakagubbe (Lebkuchenmänner oder -mädchen, dann Pepparkakagumme. Das a wird fast wie o ausgesprochen und in diesem Fall lang, also Pepparkohka - lang heißt mindestens innerlich einmal "21" zu sagen, bevor man den nächsten Buchstaben ausspricht). Im übrigen können alle Rollen von beiden Geschlechtern übernommen werden - das wird hier gar nicht mehr diskutiert, das ist einfach so.


Bevor es losgeht, wird der Raum ganz dunkel. Dann hört man von draußen ersten Gesang und dann kommt Lucia mit ihren Begleitern in den Raum hinein und nur ihre Kerzen geben Licht. Sehr romantisch. Unten einmal in der Kindergarten- und einmal in der Halbprofi-Version - diese leider etwas dunkel. Ab 00:42 ist das Lied etwas besser zu erkennen.
In der Kindergarten-Version ist Valerie zwar grundsätzlich dabei, aber leider nicht zu sehen, weil sie ganz rechts so stand, dass ich sie nicht filmen konnte. Die "große Version" war eine Aufführung des Schulchores. Alle drei Videos musste ich verkleinern, sonst hätte ich sie nicht hochladen können. Daher leider etwas pixelig.

Hier der Text des Liedes auf schwedisch:

Natten går tunga fjät runt gård och stuva.
Kring jord som sol förlät, skuggorna ruva.
Då i vårt mörka hus, stiger med tända ljus,
Sankta Lucia, Sankta Lucia.

Natten var stor och stum. Nu hör, det svingar,
i alla tysta rum, sus som av vingar.
Se på vår tröskel står vitkläd, med ljus i hår,
Sankta Lucia, Sankta Lucia.

"Mörkret skall flykta snart ur jordens dalar."
Så hon ett underbart ord till oss talar.
Dagen skall åter gry, stiga ur rosig sky,
Sankta Lucia, Sankta Lucia.

... und auf deutsch (eine relativ wörtliche Übersetzung):

Schwer liegt die Finsternis auf unseren Gassen,
lang hat das Sonnenlicht uns schon verlassen.
Kerzenglanz strömt durchs Haus. Sie treibt das Dunkel aus:
Santa Lucia! Santa Lucia! Santa Lucia!

Groß war die Nacht und stumm. Hörst du’s nun singen?
Wer rauscht ums Haus herum auf leisen Schwingen?
Schau, sie ist wunderbar, schneeweiß mit Licht im Haar:
Santa Lucia! Santa Lucia!

Nacht zieht den Schleier fort, wach wird die Erde,
damit das Zauberwort zuteil uns werde.
Nun steigt der Tag empor, rot aus dem Himmelstor:
Santa Lucia! Santa Lucia!

(warum es auf Schwedisch Sankta und auf Deutsch Santa heißen soll, weiß ich nicht. Heißt es auf Deutsch nicht auch "Sankt/Sankta"? Santa ist doch englisch. Bin nicht katholisch...)



Beim Hochladen und Kontrollanhören ist mir aufgefallen, dass die Kinder gar nicht den obigen Text singen. Ich habe also nochmal nachgelesen und gelernt, dass es eine spezielle Kinderversion des Liedes gibt, die von 1958 stammt. ("små" heißt klein)


Luciasång för de små 

Ute är mörkt och kallt, i alla husen lyser nu överallt de tända ljusen.
Nu kommer någon där, jag vet nog vem det är: Sankta Lucia, Sankta Lucia.
Nu kommer någon där, jag vet nog vem det är: Sankta Lucia, Sankta Lucia.

Mein Übersetzungsversuch:
Draußen ist's dunkel und kalt, in allen Häusern strahlen nun überall die flammenden Kerzen,
Jetzt kommt dort jemand her, ich weiß sicher, wer das ist: Sankta Lucia, Sankta Lucia.
Jetzt kommt dort jemand her, ich weiß sicher, wer das ist: Sankta Lucia, Sankta Lucia.






Noch ein sehr schönes Lied ist dieses hier über und mit den Weihnachtswichteln, die an Weihnachten durchs Haus schleichen (Tipp tapp), und die man - wie in diesem Video - nicht sieht:



Und hier zum Abschluss noch ein paar Fotos von den Kindern, der Turnhalle (ziemlich schick...) und der Feier:

Frederik in grünem T-Shirt und seine Klasse
Amelie im Lucia-Gewand
Valerie will sich nicht fotografieren lassen













Donnerstag, 5. Dezember 2013

Querbeet - 05.12.2013

Es gab einiges Hin und Her hier; Valerie hat noch mal die Klasse gewechselt, Frederik hat jetzt einen Fußballclub gefunden und Amelie und Frederik werden zwischen 14. und 21.12. eine Woche in Stuttgart freiwillig in ihre alte Schule gehen, deswegen bin ich nicht so zum Schreiben gekommen. Daher jetzt ein bisschen querbeet:

Ich habe mich weiter der schwedischen Verwaltung angenähert und für einen SFI (Swedish for Immigrants)-Kurs angemeldet. Alles sehr freundlich und sehr entspannt, aber dass ich dafür mit insgesamt zwei Bereichen und drei Leuten reden musste, erscheint mir nicht soooo wahnsinnig effizient. Irgendwann in den kommenden drei Monaten werde ich dann eine Nachricht bekommen, wann und wo mein Kurs stattfindet (25 h/Woche, jeden Tag von 8 bis 14 Uhr, mit Hausaufgaben!). In diesen Intensiv-Kurs bin ich eingeteilt worden, "weil ich eine so lange Ausbildung gemacht habe" (also 13 Jahre Schule plus 5,5 Jahre Studium - das hat man nun davon).

Mein Versuch, eine ID-Kort (Ausweis) zu beantragen, was leider nicht so erfolgreich. Ich habe keinen Reisepass (Europa? Da war doch mal was?), aber für die ID-Karte genügt der deutsche Personalausweis nicht. Es geht aber, wenn Chris (er hat schon eine ID-Karte) mitkommt und versichert, dass ich ich bin und wir verheiratet sind. Das muss man dann halt so akzeptieren...

Dann entdecke ich zur Zeit, was unser unglaublich enorm riesiger Supermarkt hier

alles NICHT hat: Es gibt keine gemahlenen Mandeln oder Haselnüsse (für die Plätzchen) und es gibt keine ganzen Erdnüsse (für die Nikolausstiefel). Aber es soll irgendwo noch einen Lidl geben, der so was hat. Finde ich noch raus.

Hier gibt es auch eine deutsche Kirche und Gemeinde. Letzten Sonntag war dort Weihnachtsmarkt und es gab Thüringer Würste! Leider keinen Glühwein, sondern nur alkoholfreien Glögg (so ähnlich wie Glühwein, aber süßer). Sachen mit Alkohol darf man nur mit Lizenz ausschenken und sind natürlich sonst bei Strafe verboten. Weihnachtsmarkt ohne Glühwein...naja. Wir haben zum Glück noch zwei Liter Glühwein im Keller. Außerdem ist letzte Woche meine jährliche Lebkuchenration von Fraunholz-Lebkuchen aus Nürnberg eingetroffen, so dass es uns schon schön adventlich geht.

Nächste Woche ist Lucia-Fest in der Schule. Ich bin mal gespannt, wie das wird.


Aus der Reihe "Einfluss des Schwäbischen auf die Sprachen der Welt":
Benzin, schwedisch: Bränzle 


Und mit Gruß ans MLR (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Minister: Alexander Bonde): Hier gibt es eine Fernsehshow namens "Bonde söker Fru" (Bonde heißt Bauer, sehr passend).

Mittwoch, 20. November 2013

Offiziell existierend - 20.11.2013

Gestern haben wir (die Kinder und ich) unsere "personnummer" bekommen. Jeder Einwohner in Schweden muss eine solche haben, sie besteht aus dem Geburtsdatum (rückwärts) und einer vierstelligen Nummer.

Ohne Personnummer geht NICHTS in Schweden, ohne sie existiert man einfach nicht. Unter dieser Nummer wird alles erfasst, das Einkommen, das Auto, die Krankenversicherung und -abrechnung, die Schule oder Studium. Und fast alle diese Daten sind öffentlich zugänglich. Man kann also herausfinden, wieviel die Nachbarn verdienen, ohne sie zu fragen...

Für Chris und seine Aufgabe, Autos zu verkaufen, ist diese Transparenz zwar wunderbar, denn man kann verschiedenste Zusammenhänge, wie Einkommen und Autotyp oder Wohnort und Autotyp o.ä. genauestens aufschlüsseln und die Werbemaßnahmen entsprechend steuern - aber natürlich kann das die Konkurrenz auch, so dass es kein wirklicher Vorteil ist. 

Mit der Personnummer kam auch ein freundliches Schreiben von "Vardcentral", der Krankenversicherung, mit dem Hinweis, dass die Behandlung von Kindern kostenlos ist und wie und wo man sich hinwendet, was man machen muss etc. Da habe ich am eigenen Leib erfahren, wie das für Ausländer in Deutschland sein muss: Man erhält ein offizielles Schreiben, man weiß, das ist irgendwie wichtig, aber man versteht es nicht. Ein sehr komisches Gefühl! 
Jetzt ist Schwedisch dem Deutschen so ähnlich, dass man mit etwas Mühe und Wörter nachschlagen den Sinn und Inhalt eines solchen Briefes schon verstehen kann. Aber mit Türkisch oder Arabisch wäre mir das sicherlich nicht gelungen! 

Dienstag, 19. November 2013

Dienstleistungs- und Plastikparadies - 20.11.2013

Eine Sache, die man in Deutschland, in den meisten anderen europäischen Ländern und in den USA nach meiner Erfahrung auf keinen Fall erleben kann, ist mir gestern passiert: Chris und ich wollten zur Bank und hatten uns das relativ spontan überlegt, nachdem wir die Kinder in die Schule gebracht hatten.

Kleiner Exkurs: Wir haben derzeit nur ein Auto und da das Wetter zum Fahrradfahren im Moment eher ungeeignet ist, bringen wir morgens die Kinder in die Schule und dann fahre ich Chris in die Arbeit. Um halb drei hole ich die Kinder wieder ab und Chris hole ich dann abends gegen sechs. Dieses Arrangement wird dann kompliziert, wenn Chris tagsüber z.B. nach Kopenhagen muss. Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden, aber ein zweites Auto wird zum Glück auch bald kommen.

OK, zurück zu meinem epochalen Erlebnis: Wir standen also um zehn vor neun vor der Bank. Die Tür war natürlich zu, bei den "Öppeningstider" stand: 10.00 - 15.00 Uhr. Während wir das noch entziffern, kommt eine junge Dame zur (Glas-)tür und macht sie auf. Für uns. Einfach so! Wir können rein und warten etwas, bis der Computer hochgefahren ist, aber dann können wir alles besprechen und regeln, weswegen wir gekommen sind. Eine Bank spricht tatsächlich mit ihren Kunden außerhalb ihrer Öffnungszeiten!! Ich war überaus beeindruckt, denn die Serviceorientierung von deutschen Banken ist ja nun doch ausbaufähig nach meinen bisherigen Erfahrungen (ich sage nur: Freitag, 17 Uhr in Stuttgart-Vaihingen...).
Die BWLerin in mir hat dann auch kurz darauf eine mögliche Erklärung gefunden: In Schweden wird so ziemlich alles mit (Kredit-)Karte bezahlt, also auch die zwei Brötchen beim Bäcker oder die Zeitschrift am Kiosk. Für die notwendigen sonstigen Dinge gibt es Internetbanking und Geldautomaten - die Schweden sind sehr technikaffin. D.h., die Leistungen der Banken (für Privatkunden) sind immer austauschbarer geworden, denn ob man seine Karte nun von der SEB oder irgendeiner anderen Bank hat, ist eigentlich völlig egal. Und daher müssen die Banken hier vielleicht doch ein bisschen mehr am Service arbeiten. Ich finde es gut!

So begeisternd die Dienstleistungsorientierung hier ist, so unglaublich ist die ebenso weitverbreitete Plastikorientierung. Wirklich ALLES ist irgendwie in Plastik verpackt, sogar das Suppengrün und die Kartoffeln. Das hat dann den Effekt, dass man das Suppengrün zu Hause auspackt und der Lauch schon fast Matsch ist. Und die Kartoffeln muss man auch immer erst umpacken, denn die Plastiktüte hat nicht mal Löcher.
Verpackungen werden wie auch in Deutschland beim Abfall getrennt, allerdings gibt es keine Müllabfuhr, sondern zentrale Sammelbehälter (so wie bei uns für Glas und evtl. Papier). Ich habe nun in den ersten drei Wochen hier brav einen großen Müllsack herumstehen gehabt und den ganzen schönen Plastikmüll gesammelt und gestern zum Sammelbehälter gebracht. Die Luken des Behälters sind allerdings etwas klein, so dass wir dann die Leberwurst- und die Fischverpackungen  (wie gesagt, ALLES ist in Plastik...) von vor zwei Wochen einzeln wegwerfen mussten. Es gibt echt Schöneres (und das Auto roch auch nach Fisch danach), so dass ich beschlossen habe, dieses System künftig zu ignorieren, da auch die Restmülltonne groß genug ist. Um mein deutsches Müllgewissen zu beruhigen, werde ich versuchen, die Plastikverpackungen möglichst zu vermeiden (man kann Kartoffeln auch lose kaufen z.B.).

Freitag, 15. November 2013

Ein paar Bilder und Fotos - 15.11.2013

Die Öresundbrücke im Abendlicht (dazu passend: Der 10-teilige Krimi "Bron" (= Brücke), von dem hier gerade die zweite Staffel läuft. Die erste kam 2012 auch im deutschen Fernsehen, die zweite wird wohl auch in Deutschland gesendet werden. Wir können es mit Gehörlosen-Untertitelung gucken und damit so einigermaßen verstehen, denn geschrieben verstehen wir Schwedisch doch immer noch besser als gesprochen. Der Krimi ist außerdem zweisprachig, also die Dänen im Film reden Dänisch. Und von Dänisch versteht man definitiv überhaupt nix!).



Das hier ist unser Haus. Etwas kastig, aber dafür genug Platz. Und innen durchaus charmant:



Blick vom Wohnzimmer in das Arbeitszimmer:



Das Wohnzimmer in seiner ganzen Länge:



Und hier ein Blick aus dem oberen Stockwerk:



Noch ein Hinweis: Ich habe dem Einstelltext vom Einzugstag ("Sturm und Kartons") noch ein Foto und zwei Videos von dem Sturm hinzugefügt.

Freitag, 8. November 2013

Erster Schultag - 8.11.2013

Am Mittwoch (6.11.) war der erste Schultag für die Kinder. Wir hatten, damit es nicht zu einfach wurde, noch in paar Extra-Hürden eingebaut.
Ich bin nämlich Dienstag nachmittag nach Stuttgart geflogen, um meine Zahnbehandlung endlich abzuschließen. Das ist auch gelungen - auch wenn es nicht besonders angenehm war. Netterweise konnte ich ganz unkompliziert bei Freunden übernachten. Am nächsten Morgen habe ich dann den Frühflieger um 6.10 Uhr nach Kopenhagen genommen. Der kommt um 7.40 Uhr an und war auch pünktlich. Denn das Ziel war, um 8.20 Uhr in der Schule zu sein, um die Kinder für ihren ersten Schultag zu begleiten. Meine Eltern waren hier, um mitzuhelfen und die Kinder in die Schule zu bringen, den Chris hatte an diesem Tag einen wichtigen Frühtermin.

Der Zug von Kopenhagen nach Malmö braucht 20 min. Ich habe einen um 7.54 Uhr erwischt und war um 8.15 Uhr am Bahnhof Triangeln (Malmö hat drei Bahnhöfe, und dieser hier ist sogar unterirdisch...). Bis dahin alles erfolgreich, aber dann bin ich zur falschen Seite rausgelaufen und wusste nicht mehr, wo ich bin und wie ich wieder an mein Fahrrad komme. Also wieder runter, den laaaaaaaaangen Bahnsteig entlang und auf der anderen Seite wieder rauf, wo mein Fahrrad auf einem völlig überfüllten, großen Fahrradparkplatz stand. Dann musste ich noch die Schule finden, was mir dank ausgedruckter Wegbeschreibung und dem Brechen einiger Verkehrsregeln auch gelungen ist und ich war glücklich um 8.25 Uhr in der Schule.



Die Kinder saßen noch da und warteten darauf, abgeholt zu werden. Frederik blass und angestrengt, Amelie gestresst, Valerie schüchtern. Aber sie sind alle ohne Tränen mit den Lehrern mitgegangen. Nur ich hätte beinahe losgeheult... Beim Abholen um halb drei Uhr waren sie sogar ganz positiv. Amelie meinte, dass die Kinder hier tatsächlich ziemlich nett seien. Frederik konnte berichten, dass er in der Pause Fußball gespielt und ziemlich viele Tore geschossen hätte. Valerie fand, dass das Mittagessen gut geschmeckt hätte (das fanden alle drei und besonders gut war, dass man sich das Essen aussuchen konnte. Es gibt zwar immer nur ein Essen, aber verschiedene Beilagen und auch in vegetarisch sowie Salate).

Gut finde ich, dass es hier keine Schultaschen gibt. Jeder hat nur eine Mappe, um Arbeitsblätter mit nach Hause zu nehmen für die Hausaufgaben, und sein Mäppchen. Bücher und alles andere bleiben in der Schule.

Auf dem Nachhauseweg haben wir dann noch diskutiert, dass Valerie ja nun gar keine Einschulungsfeier hatte -  sie geht nämlich in die erste Klasse, denn die internationale Schule fängt früher an. Wir haben dann beschlossen, dass sie, wenn sie 6 Jahre ist und auch in Deutschland in die Schule käme, eine Schultüte samt Einschulungsfeier bekommt.

Regen, Regen, Regen - 8.11.2013

So schön die beiden Wochen im Juni und im September waren, in denen wir Malmö besichtigt haben - seit wir hier sind, scheint es nur zu regnen. Daher sind wir letzten Samstag ins "Sjöfarten- och Teknikmuseet" gegangen (Seefahrts- und Technikmuseum). Es gab auch eine Wechselausstellung über die Geschichte und Entwicklung von Malmö, die ziemlich interessant war.
Seit dem Bau der Öresundbrücke wächst Malmö sehr stark, sowohl was Einwohner als auch Wirtschaft betrifft. Heftig diskutiert wurde in Schweden die Entscheidung von IKEA, einen Teil seiner Zentrale von Göteborg nach Malmö zu verlagern. Und Malmö bereitet sich nun darauf vor, ca. 900 Familien neu aufzunehmen. 
Der Erfolg Malmös wurde in der Ausstellung auf den sog. "Malmö Spirit" zurückgeführt (anders als so manch deutsches Museum sind fast alle Ausstellungstücke auch in Englisch beschriftet...). Dieser Geist von Malmö wurde nach dem Niedergang der Werftindustrie, die bis in die 80er Jahre die Wirtschaft der Stadt dominierte, entwickelt. Er kennzeichnet sich durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Unternehmern und Banken. Diesen Punkt fand ich insofern interessant, als eine solche enge Zusammenarbeit bei uns mindestens als Klüngel, wenn nicht schlimmeres, bezeichnet werden würde. Hier wurde es aber als ein besonders erfolgreiche Kooperation gesehen. Der Erfolg gibt dem momentan auch recht.

Im Museum konnte man außerdem ein U-Boot besichtigen (hineinklettern und durchkrabbeln - ich hatte definitiv die falschen Schuhe an, um durch solche Luken zu steigen), das eines von acht in den letzten Kriegsjahren in Schweden gebauten kleinen U-Booten zum Küstenschutz war und wohl bis in die 60er Jahre eingesetzt wurde.

Am Nachmittag sind wir dann noch einkaufen gewesen - mit der Erkenntnis, das hier selbst Baumärkte durchdesignt sind. Da macht es gleich doppelt Spaß, dem Ehemann beim Schlagbohrer-betrachten zuzusehen...

Und die Nachbarn haben wir noch kennengelernt, ein englisch-französisches Ehepaar mit ebenfalls drei Kindern, ebenfalls ein Junge, zwei Mädchen und fast gleich alt. Perfekt! Die Kinder haben sich auch gleich gefunden und gespielt. Sie wohnen seit August und wie wir auf Zeit hier, aber nur für zwei Jahre. Die Mutter hat in Tübingen studiert und wohnte auch schon in Kornwestheim. Jetzt habe ich noch einen Abnehmer für schwäbische Spezialitäten!

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Sturm und Kartons - 30.10.2013

Tja, am Sonntag hatten wir nicht viel zu tun. Wir waren morgens etwas unromantisch im Bahnhof zum Frühstücken, aber der Bahnhof ist schön und Café war es auch. Dann im Supermarkt einkaufen (das geht hier auch sonntags), dabei haben sich die Kinder jeweils etwa ein Pfund Süßigkeiten an den hier üblichen Süßigkeitenwänden ausgesucht. Drei Jahre Zähneputzen umsonst.

Und danach stand natürlich noch die wichtige Zimmerverteilung an - welches Kind bekommt welches Zimmer. Diesmal hat sich Amelie das größte Zimmer geschnappt, Frederik das zweitgrößte und Valerie wurde bestochen, indem sie zwei Zimmer bekommt. Es gibt hier nämlich noch ein winziges Zimmerchen, das vorher ein Büro war, so dass Valerie nun zwar das kleinste der Kinderzimmer hat (das immer noch größer ist als ihres in Stuttgart), aber zusätzlich eben ein Spielzimmer. Das fand Amelie (wohlgemerkt im größten Zimmer logierend) "TOTAL ungerecht, weil Valerie hat ja dann zwei Zimmer." Nach einiger rational-vernünftiger Diskussion - "aber Du hast ja das größte Zimmer", "willst Du lieber in Valeries Zimmer?" - mussten wir dann doch auf die Schröder-Methode zurückgreifen. Basta.

Wir Eltern hatten dann noch zu überlegen, wie wir unsere drei Wohnzimmer-Möbelstücke auf den 40 qm Wohnzimmer so verteilen, dass es absichtsvoll stylish-leer aussieht...

Montag um acht standen die Möbeljungs dann vor der Tür und bereits mittags hatten alle ihre Betten wieder.
Allerdings hieß es mittags dann auch, dass ab 16 Uhr die Öresundbrücke für den Verkehr gesperrt würde und eine Wetterwarnung Stufe 3 ausgegeben. Wie wir später erfuhren, gab es diese Stufe erst zwei Mal überhaupt und sie bedeutet, dass alle aufhören zu arbeiten, ihre Kinder abholen und möglichst schnell nach Hause gehen sollen. Um vier war der Sturm dann da. Tatsächlich heftigst. Die Pappel der Nachbarn war mir eher unheimlich, aber dann hat es den Fliederbaum in unserem eigenen Vorgarten umgeweht und natürlich genau auf den Weg zwischen Eingang und Haustür drauf. Zum Glück waren die Umzugsjungs gerade alle entweder im Haus oder im Laster, es ist also nichts passiert. Und sie hatten das Bäumchen auch in nullkommanix zur Seite geschafft und dann einfach weiter Kisten ins Haus getragen (Die Firma ist aus Kiel. So einen echten Jung von de Waterkant haut nichts so schnell um). Hier der Baum nach dem Zur-Seite-räumen:



Chris war zu der Zeit gerade im Baumarkt und ist dann zum Strand gefahren, um ein bisschen Katastrophentourismus zu betreiben. Hier ein Video vom Strand, bevor es richtig losging (Achtung: beide Videos sind eher groß, Ladezeit könnte also etwas dauern):



Als der Sturm jedoch so richtig loslegte, ist Chris dann doch lieber ganz schnell wieder zurückgekommen und war schwer beeindruckt. Fliegende Gischt soweit das Auge reichte, kaum noch Luft gekriegt und beinahe umgeweht. Hier ein Eindruck aus dem Auto:



Den Nachrichten am Abend konnten wir (mehr oder weniger) entnehmen, dass wohl der Bahnverkehr in ganz Südschweden eingestellt worden war und auch einige Bäume aus dem Weg zu räumen sind. War das nun unsere Begrüßung in Schweden? Wir werden sehen.

Bis auch das überlebenswichtige Lego für Frederik kam, dauerte es noch bis zum späten Nachmittag, aber dann konnte sein Flugzeugbau wieder losgehen. Und am Abend ging dann auch der Fernseher, so dass wir die heißgeliebten "Phineas und Ferb" das erste Mal auf schwedisch genießen konnten. Zum Glück kennen die Kinder die meisten Folgen auswendig, so dass es auf den Text nicht so ankam.

Am Dienstag ging es weiter und abends konnten wir einen Rekord zu feiern: Der erste Umzug ohne übrigbleibende Umzugskisten! Um 18 Uhr waren wir kartonfrei. Hurra!

Zur Begrüßung fehlt ein Koffer - 30.10.2013

Das waren ein paar anstrengende Tage! Am Freitag gegen drei war unser Haus in Stuttgart tatsächlich komplett leer. Unsere Reisetaschen, ein paar geliehene Schlafsäcke und Luftmatratzen lagen noch rum, aber sonst wirklich Leere - mit Nachhall beim Sprechen. Die Umzugsleute waren auch überaus gründlich, sogar meinen fertig gepackten Kulturbeutel haben sie mitgenommen. Als ich es dann mittags bemerkt habe, war er ganz weit hinten im Lkw - keine Chance ("Ihr Mann hat gesagt, alles einpacken." - hatte er auch. Und das hatte ich nun von meinem Friseurtermin.). Unter dem Motto "natürliche Schönheit" habe ich mir dann mit Kinderzahnpasta und Fußballshampoo beholfen - riecht nicht so himbeerig wie das Lillifee-Shampoo.

Ohne Tisch und Stühle haben wir es auch vorgezogen, essen zu gehen und dann eine eher unruhige Nacht alle zusammen in Frederiks Zimmer verbracht. Samstag morgen haben wir das letzte Mal gute schwäbische Weckla (die nur in Berlin so heißen, ich weiß) gefrühstückt und uns fünf Brezeln als Überlebenspaket mitgenommen. Dann noch das Haus etwas sauberer gemacht (warum ist es dann am saubersten, wenn man auszieht...?), Schlafsäcke und Luftmatratzen zurückgegeben, einmal Mittagessen gewesen und schließlich hat Sabine netterweise unser Gepäck abgeholt und wir sind mit der S-Bahn zum Flughafen gefahren. Dort haben dann Roman und Franny und natürlich Elli auf uns gewartet. Kurze Verwirrung noch beim Einchecken, weil die Ausweise der Kinder im Umzugskarton waren - beim letzten Flug nach Kopenhagen hatte keiner danach gefragt. Wir durften dann doch alle mit, auch wenn Frederik sicher lieber in Stuttgart geblieben wäre.



Der Flug war ok, bei der Ankunft fehlte dann ein Koffer, aber es war zum Glück der von Chris, der ja sowieso die meisten Sachen schon in Malmö hatte. Die Brezeln hielten die Kinder bei Laune, bis wir in dem einfach unglaublich riesigen Einkaufszentrum "Emporia" (muss man nicht draufklicken, ist das klassische "Grüne-Wiese"-Einkaufszentrum mit ziemlich übertreibender Architektur, aber anscheinend gehen vor allem die Dänen aus Kopenhagen dorthin, so dass es der Stadt Malmö nicht schadet) noch zu Abend gegessen haben. Diese und die folgende Nacht haben wir im Wohnzimmer übernachtet. Die drei Kinder auf unseren beiden Gästematratzen, die Chris schon im August mit nach Malmö genommen hatte, und wir beide auf dem Sofa, das uns unsere Vermieter überlassen haben. War durchaus bequem. Die erste Nacht war also gut. Das ist doch schon mal was wert.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Friseur und Spaghetti - 24.10.2013


Auf die vielfachen besorgten Nachfragen hin noch ein kleiner Nachtrag: Ja, ich werde am Freitag früh noch mal zum Friseur verschwinden. Chris ist dann da und kann die Umzugsleute dirigieren und ich kann mir eine Pause vom Staub wischen und hinterher putzen gönnen.

Der Großteil unserer Sachen ist eingepackt und ich stelle fest, dass das mit dem Vorausplanen gar nicht so einfach ist. Gestern Abend sollte es Spaghetti geben; ich hatte entsprechend einen Topf, Salz, ein Sieb, tiefe Teller und Gabel und Löffel vor den Kartons gerettet. Die Sauce war schon fertig und stand auf dem Herd. Also, ich mach mal eben Nudeln. Tja, aber genau die hatte ich vergessen.... Sie waren gut verpackt in einem von ca. 20 Kartons mit Küchensachen.

Zum Glück haben wir gute Einpacker, die nicht nur "Küche" auf die Kartons schreiben, sondern auch genauer, was drin ist. Ich habe zwar eine Weile gebraucht, um "LBM" als Lebensmittel zu identifizieren, aber dann war das Abendessen gerettet.

Schlafen gehen war so eine Sache; Frederik hat mit seinen Kartons eine Mauer quer durch sein Zimmer  gebaut, Amelie sich eine Höhle und Valerie hat überall mitgeholfen. Eingeschlafen sind sie dann aber alle im Elternbett...

Seit heute morgen kommt nun keiner unserer Nachbarn mehr aus unserem Sträßchen hinaus (und zu Fuß nur, wenn man dünn ist), denn der Umzugswagen blockiert es komplett. Ein Foto habe ich gemacht; wenn ich herausfinde, wie man hier Fotos einstellen kann, werde ich es zeigen. Die (schwangere) Nachbarin kam gerade eben so noch vorbei, den Kinderwagen haben wir über den Zaun der vordersten Nachbarn gehievt und so am Lkw vorbei geschafft.

Mal sehen, wie es weiter geht. Bis zum nächsten Mal!


Dienstag, 22. Oktober 2013

Letzte Termine - 22.10. 2013

Hier also wie versprochen ein Blog über unsere Erlebnisse in Schweden in den nächsten drei Jahren.


Jetzt sind die letzten Tage in Stuttgart angebrochen. Ich habe herausgefunden, wie man einen Blog erstellt und versuche jetzt noch schnell einen Friseurtermin zu bekommen. Aber ob ich noch Zeit dafür habe? Nebenbei muss ich auch noch massenweise Muffins backen für die diversen Abschiedsfeiern der Kinder und daran denken, sie rechtzeitig an den richtigen Ort zu bringen - was heute schon mal nicht geklappt hat...
Morgen kommen die Umzugsleute, dann ist es vorbei mit der Ruhe. Am Samstag geht es dann "richtig" los. Wie das dann alles klappen soll, ist mir noch nicht klar. Passt der Wasserkocher mit in die Reisetasche? Wir haben nicht an Handtücher gedacht und müssen die auch noch einpacken! Muss ich gleich morgen alle Klamotten für die Kinder bis nächsten Montag fertig gepackt haben oder reicht das noch am Donnerstag? Passt zwischen das alles überhaupt noch ein Friseurtermin?

Hach ja, es könnte alles etwas einfacher sein, aber dann wäre es nicht so spannend.

Bis zum nächsten Mal, dann wahrscheinlich schon aus Schweden. Heike