Chris und ich hatten eine ganze Woche "Kinderurlaub" (also Urlaub von den Kindern...), denn Valerie war in Nürnberg bei Oma und Opa, Amelie und Frederik in Stuttgart bei ihren Freundinnen und Freunden und natürlich in der Schule. Die Woche war für die Kinder ein voller Erfolg (mit etwas Heimweh bei Amelie) und für uns Eltern durchaus ebenfalls. Ich hatte nämlich zufällig gehört, dass das beste Restaurant der Welt (2013 nur noch das zweitbeste, aber 2010, 2011 und 2012 das beste) in Kopenhagen liegt: das "Noma". Eine Reservierung zu bekommen ist natürlich komplett unmöglich, aber in einer Woche ohne Kinder kann man schon mal waghalsig werden - ich habe uns für den Donnerstag auf die Warteliste setzen lassen. Und siehe da - am Mittwoch kam eine E-Mail, ob wir gerne zwei Plätze in einem Extra-Raum an einem gemeinsamen Tisch nehmen würden.
Ich habe natürlich sofort zugesagt und so hatten wir am Donnerstag einen denkwürdigen Abend bei Noma. Noma ist übrigens eine Abkürzung für "NOrdic MAd", d.h. nordisches Essen. Alle Zutaten sollen auch aus ca. 300 km Umkreis von Kopenhagen stammen. Eher skurril fand ich, dass man bereits am Tag vorher bezahlen sollte - "to keep the experience".
Was soll ich sagen - man kann Essen so schlecht beschreiben. Es gab 20 Gänge, wobei die ersten 15 jeweils nur aus einem Happen bestanden, z.B. ein Käseplätzchen mit grünen Kräutern drauf - hört sich eher simpel an. Aber der Geschmack war spektakulär und völlig unerwartet. Ich weiß aber nicht, was das für Kräuter waren. Oder eine Schälchen mit gehobelten, ungekochten Maroni, dazu ein grober roter Kaviar und eine Buttersoße. Die Kombination der sehr knackigen Maroni mit den salzigen Fischeiern und der Soße war sensationell. Eine Kellnerin aus Australien hat vorher immer erklärt, was man da nun zu essen bekommt. Ein-, zweimal hätte ich mir aber gewünscht, dass sie es erst hinterher erklärt: Als es nämlich z.B. kleine runde Teigtaschen wieder mit Kräuterfüllung gab, wobei der Teig für die Teigtaschen mit Bieneneiern lockerer gemacht wurde (er war wirklich sehr locker) und irgendwo waren auch noch frittierte Grillen drin und Ameisenhinterteile (wie heißen die offiziell? Das, wo die Ameisen am dicksten sind...). Aber da waren Verstand und Geschmack einfach zu weit auseinander, den geschmeckt hat es gut, man musste sich nur erst mal überwinden.
Am Tisch waren wir insgesamt 10 Personen aus aller Welt, was den Abend auch noch sehr interessant machte. Vater und Tochter aus New Orleans - die Tochter studiert in Prag und das war ein Abstecher nach Kopenhagen anlässlich des Besuchs des Papas, wie die Amis das halt so machen offenbar. Dann ein junges Ehepaar aus San Francisco, die ein Kaffee-Unternehmen besitzen und gerade auf dem Rückweg von Äthiopien waren, wo sie Kaffee eingekauft hatten. Ein schwedisches Ehepaar aus Malmö, wir und schließlich ein Pärchen aus Singapur, wo sie auf Geschäftsreise war und er sie begleitet hat.
Wir durften auch noch die "Research and Developement Kitchen" besichtigen und dabei dem Chefkoch (René Redzepi) beim Tellerspülen zusehen. Insgesamt war die Atmosphäre völlig entspannt und locker, man kam sich wirklich vor, als sei man bei Freunden zu Gast und nicht im Restaurant. Daher war es dann letztlich doch passend, dass man schon am Tag vorher bezahlt hatte!
Kurz: ein fantastisches Erlebnis und am nächsten Tag stand ich in der Küche und habe überlegt, ob ich mich noch traue zu kochen...
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