Sonntag, 26. Januar 2014

Wie bekomme ich einem Arzttermin? - 26.01.2014

Das schwedische Gesundheitssystem hat ja keinen schlechten Ruf. Naja, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was für einen Ruf es hat, aber da wir freundliche Begrüßungsschreiben erhalten haben, die das System erklären, war ich erst mal positiv eingestellt. Auch wenn ich die Schreiben natürlich nicht verstanden habe - s. hier. Jedenfalls  habe ich mich frohen Mutes daran gemacht, für Valerie einen Arzttermin beim Kinderarzt zu organisieren. Ihre Brille war zerbrochen, wir brauchten also eine neue, und außerdem stand noch die U 9 an, die es hier genau so gibt wie in Deutschland.

Ich habe mich dann doch erst noch mit unserer Relocation-Managerin beraten. Sie hat mir erklärt, dass es hier sogenannte "Barnvardscentralen", kurz BVC, gibt, die für Kinder zuständig sind (barn heißt Kinder). Die für uns zuständige BVC ist gleich bei uns um die Ecke. Also alles wunderbar.

Ich suche also die Telefonnummer raus und rufe an. Eine Computeransage antwortet und redet sehr lange und sehr viel auf Schwedisch. Ich verstehe immerhin, dass man die Ziffern 1 - 5 drücken muss, je nachdem, was man will. Was man aber jeweils wollen darf bei den einzelnen Ziffern verstehe ich natürlich nicht. Was nun? Ich beschließe, einfach mal vorbeizugehen, da es ja gleich um die Ecke ist.

Dort an der Rezeption erklärt mir die Dame allerdings, dass ich hier so direkt leider keinen Termin  bekommen könnte. Dafür müsste ich auf jeden Fall anrufen, dies hier sei die Telefonnummer.... Immerhin gibt sie mir noch den Tipp, dass ich die 1 drücken muss für einen Termin.

Also auf ein Neues. Angerufen, 1 gedrückt. Ansage: Zur Zeit rufen zu viele Leute an, bitte versuchen Sie es später noch einmal (auf Schwedisch natürlich, aber das konnte ich so weit verstehen). Wieder angerufen, 1 gedrückt, wieder angerufen, 1 gedrückt - den gesamten Tag hatte ich kein Glück.

Am nächsten Tag habe ich es gleich morgens probiert. Angerufen, 1 gedrückt - ha, irgendwas passiert und es kommt eine neue Ansage, die ich so verstehe, dass ich zu Platz 27 (oder so) durchgestellt werde. Hurra, gleich gehts los! Erst kommt aber natürlich noch eine Ansage, die ich nicht verstehe, aber mir denke, dass das die "das Gespräch kann aus Qualitätssicherungsgründen abgehört werden"-Ansage ist, denn man wird wieder aufgefordert, die 1 zu drücken. Wahrscheinlich dafür, wenn man etwas dagegen hat abgehört zu werden. Ich drücke nichts, warte weiter. Nichts passiert. Also drücke ich probehalber doch mal die 1. Ein Piep ertönt, aber sonst nichts. Ich lege auf, denn ich telefoniere immer noch mit einem deutschen Handy und da will man es nicht übertreiben.

Tja. Ich probiere es noch zwei Mal, mit ähnlichem Erlebnis und Ergebnis. Dann schreibe ich eine E-Mail mit der Bitte um einen Termin. Zwei Tage, drei Tage. Keine Antwort.
Schließlich fragt Chris in der Arbeit eine Kollegin, was man noch tun könnte. Sie kennt jemanden. Am gleichen Nachmittag ruft uns eine Kinderärztin an. Wir bekommen einen Termin zwei Tage später am Freitag (was in Ordnung ist, denn es ist ja niemand krank). Das ist nun eine private BVC, allerdings nicht in Malmö, sondern ca. 30 min weg in der nächsten Kleinstadt, in Lomma. Ein sehr angenehmer Termin, wir bekommen eine Überweisung für die Augenklinik, ein ausführliches Gespräch über Valeries Entwicklung und alles auf Englisch.

Beim Verabschieden bekomme ich noch ihre Visitenkarte. Die Ärztin erklärt, dass das eine ihre direkte Nummer sei, das andere die der Rezeption. Leider hätten sie hier aber keine professionelle Telefonzentrale, so dass man auch mal nur den Anrufbeantwortet erreichen könnte. Man könne immer eine Nachricht hinterlassen - gerne auch auf Englisch -, dann würde man innerhalb max. einer Stunde zurückgerufen. Ich versichere ihr, dass ich damit definitiv kein Problem habe....

Wintersport - 26.01.2014

Frederik trainiert seit Anfang Dezember beim FC Bellevue zwei Mal die Woche Fußball. Seit Januar sind wir Mitglied und gestern war sein erstes Fußballturnier. Weil drei Jungs heute ausgefallen sind, musste er heute gleich noch mal ran. Allerdings: Gestern gegen Lilla Torg (ein anderer Fußballclub aus Malmö) 3:1, heute 5:1 gegen Ystad (das Ystad von Wallander und Henning Mankell) gewonnen und heute hat Frederik auch ein Tor geschossen (er spielt Mittelfeld). Ha!

Man muss allerdings für verwöhnte deutsche Familien (also solche wie wir) dazu sagen, dass das Training vollständig draußen stattfindet und die Fußballturniere natürlich auch. D.h., Dienstag und Donnerstag nachmittag spielt Frederik 1,5 h draußen Fußball. Das war nur einmal, als es geschneit hatte, etwas schwierig, so dass sie dann auch eine halbe Stunde früher aufgehört hatten. Ansonsten hat er zu Weihnachten warme Skiunterwäsche bekommen und damit geht es einigermaßen. Nur Winterfußballschuhe haben wir noch nicht (mit Fell... das wäre was!)

Inzwischen hat es hier -4 Grad, heute schneit es auch ein bisschen und die schwedische Einstellung ist, dass man sich halt warm anziehen muss. Die Wettkampfspiele heute und gestern fingen zwar früh an (8:30 Uhr), dauerten aber zum Glück nur 40 min, dazu vorher ca. 30 min aufwärmen und vorbesprechen - um 10 Uhr waren alle wieder zu Hause. Es ist also auszuhalten, auch wenn Chris nun festgestellt hat, dass er offenbar noch ein paar andere Schuhe braucht. Wärmere.

Jedenfalls ist der Fußballclub ein Traum. Wahnsinnig nette, vernünftige Trainer, die den Kindern vorher erklären, wer wo steht und was er zu tun hat, sie aber auch nicht überfordern. Als sie das Training wegen des Schnees früher beendet hatten, hat der eine Trainer Frederik nach Hause begleitet, weil sie da meine Handynr. noch nicht hatten. Und da wir gerade erst die Clubausrüstung bestellt hatten und die natürlich noch nicht rechtzeitig da war, hat uns der eine Trainer das Trikot seines Sohnes ausgeliehen, damit Frederik mitspielen konnte.

Insgesamt eine sehr angenehme, zivile Veranstaltung. Wenn ich da an so manches Turnier im Stuttgarter Umland denke, wo man die Trainer manchmal irgendwo zwischen Gefängnisaufseher und zu kurz gekommenen Unteroffizier ansiedeln könnte, denen man lieber nicht des Nachts begegnet...

Wir haben nur leider verpasst, Fotos zu machen. Das nächste Mal, versprochen!



Freitag, 10. Januar 2014

Mehr Essen (Weihnachten bis Neujahr) - 10.01.2014

Am 22. Dezember kamen dann alle Kinder wieder zurück nach Malmö. Seither wissen wir übrigens, dass der schnellste Weg von Süddeutschland nach Malmö mit dem Auto über Puttgarden führt - dort mit der Fähre nach Rödby (Dänemark) und dann in Kopenhagen über die Öresundbrücke nach Malmö (Amelie und Frederik sind von Stuttgart aus vier Stunden nach Valerie in Nürnberg losgefahren - also noch ca. 100 km mehr zu fahren - und waren trotzdem zwei Stunden früher da . Dafür ist der andere Weg über Rostock und Trelleborg  günstiger - eine Fahrt über die Öresundbrücke kostet 370 SEK, das sind etwa 40 Euro -, dabei muss man allerdings sechs Stunden auf der Fähre einplanen.)

D.h., ab Sonntag Abend war das Haus voll. Am Montag waren noch letzte Weihnachtsgeschenke einzukaufen und eine Stadtrundfahrt für die Gäste zu machen, am 24. mussten noch die letzten Sachen für's Abendessen besorgt, die Gans betreut, der Weihnachtsbaum geschmückt werden usw. Wir sind auch prompt mit dem Zeitplan durcheinander gekommen, so dass es nicht mehr für die Kirche gereicht hat. Jedenfalls gab es einen Avocadosalat mit Garnelen als Vorspeise, dann Gans mit Blaukraut und Klößen (alles im Direktimport aus Dtl.) als Hauptspeise und (selbstgemachtes) Rosmarineis mit Crêpes und Vanillesoße als Nachtisch. War lecker! Anschließend sind wir im Geschenkpapier baden gegangen... 

Da wir an Heilig Abend schon zum festlichen Essen zusammen saßen, wollte ich am 1. Feiertag etwas anderes unternehmen. Dank einer Kollegin von Christian hatte ich ein Restaurant in Dänemark gefunden, das offen hatte. Dort waren wir dann zur einem traditionell dänischen "Frukost"- (das heißt Mittagessen) Büffet mit Hering, Lachs, Ente, kaltem Schweinebraten, viel Käse und Mandelquark mit Roter Grütze und natürlich Aquvavit. Das Restaurant heißt "Jaegerhuset" und ist wunderschön romantisch an einem See nördlich von Kopenhagen gelegen (der Link gibt ein paar Eindrücke und es ist wirklich so schön!). Danach haben wir noch einen kleinen Spaziergang am See entlang gemacht und sind schließlich durch Kopenhagen durch zurück gefahren. 

Nach der Abreise der Eltern hatten wir einige ruhige Tage und am 30. Dezember kam dann eine befreundete Familie aus Stuttgart über Silvester zu Besuch. Auch hier wieder Stadtrundfahrt und letzte Einkäufe für die Silvesterparty. Denn wir hatten groß eingeladen für den 31. und waren schließlich acht Erwachsene und zehn Kinder aus ganz Europa: Zwei Franzosen, eine Dänin, eine Engländerin, ein Österreicher (mit holländischer Mutter) und drei Deutsche (keine Schweden...). Wir mussten schon um 6 Uhr anfangen zu feiern, weil man in Dänemark um 6 Uhr traditionell die Ansprache der Königin ansieht, um danach anzustoßen (auf Königin und Dänemark natürlich) und danach eben die Silvesterparty beginnt. Bei uns gab es erst ein paar Cocktails, dann eine kleine Vorspeise mit (sehr leckerer) Ratatouille und Parmaschinken, dann Käsefondue und schließlich Orangengratin* (Rezept s.u. unter "weitere Informationen"). 

Um Mitternacht sind wir erst auf unsere Dachterrasse, haben ein paar Raketen abgeschossen und dann auf die Straße, um noch einen Vulkan zu zünden. Allerdings waren wir die einzigen auf der Straße. Die Schweden haben zwar auch gut geballert, aber irgendwie alle in ihren Gärten. Jedenfalls habe ich keine Nachbarn gesehen, denen man ein "Gott nytt år" hätte wünschen können. Dafür kam die Straßenreinigungsmaschine bereits am 2. Januar vorbeigefahren (und am 3. und am 4.)- und wir wohnen wirklich in einer Nebenstraße! Als ehemalige Berliner Bewohnerin war ich echt beeindruckt. 

Insgesamt also ein schönes Weihnachtsfest, eine gelungene Silvesterparty - also kann das neue Jahr nur gut werden!

Donnerstag, 9. Januar 2014

Das beste Restaurant der Welt - 09. 01.2014

Ich habe länger nicht geschrieben, weil wir erst einmal Weihnachten und Silvester feiern mussten mit  Familie und allem Pipapo. Allerdings gab es auch noch eine Vorweihnachtszeit:

Chris und ich hatten eine ganze Woche "Kinderurlaub" (also Urlaub von den Kindern...), denn Valerie war in Nürnberg bei Oma und Opa, Amelie und Frederik in Stuttgart bei ihren Freundinnen und Freunden und natürlich in der Schule. Die Woche war für die Kinder ein voller Erfolg (mit etwas Heimweh bei Amelie) und für uns Eltern durchaus ebenfalls. Ich hatte nämlich zufällig gehört, dass das beste Restaurant der Welt (2013 nur noch das zweitbeste, aber 2010, 2011 und 2012 das beste) in Kopenhagen liegt: das "Noma". Eine Reservierung zu bekommen ist natürlich komplett unmöglich, aber in einer Woche ohne Kinder kann man schon mal waghalsig werden - ich habe uns für den Donnerstag auf die Warteliste setzen lassen. Und siehe da - am Mittwoch kam eine E-Mail, ob wir gerne zwei Plätze in einem Extra-Raum an einem gemeinsamen Tisch nehmen würden.

Ich habe natürlich sofort zugesagt und so hatten wir am Donnerstag einen denkwürdigen Abend bei Noma. Noma ist übrigens eine Abkürzung für "NOrdic MAd", d.h. nordisches Essen. Alle Zutaten sollen auch aus ca. 300 km Umkreis von Kopenhagen stammen. Eher skurril fand ich, dass man bereits am Tag vorher bezahlen sollte - "to keep the experience". 

Was soll ich sagen - man kann Essen so schlecht beschreiben. Es gab 20 Gänge, wobei die ersten 15 jeweils nur aus einem Happen bestanden, z.B. ein Käseplätzchen mit grünen Kräutern drauf - hört sich eher simpel an. Aber der Geschmack war spektakulär und völlig unerwartet. Ich weiß aber nicht, was das für Kräuter waren. Oder eine Schälchen mit gehobelten, ungekochten Maroni, dazu ein grober roter Kaviar und eine Buttersoße. Die Kombination der sehr knackigen Maroni mit den salzigen Fischeiern und der Soße war sensationell. Eine Kellnerin aus Australien hat vorher immer erklärt, was man da nun zu essen bekommt. Ein-, zweimal hätte ich mir aber gewünscht, dass sie es erst hinterher erklärt: Als es nämlich z.B. kleine runde Teigtaschen wieder mit Kräuterfüllung gab, wobei der Teig für die Teigtaschen mit Bieneneiern lockerer gemacht wurde (er war wirklich sehr locker) und irgendwo waren auch noch frittierte Grillen drin und Ameisenhinterteile (wie heißen die offiziell? Das, wo die Ameisen am dicksten sind...). Aber da waren Verstand und Geschmack einfach zu weit auseinander, den geschmeckt hat es gut, man musste sich nur erst mal überwinden. 

Am Tisch waren wir insgesamt 10 Personen aus aller Welt, was den Abend auch noch sehr interessant machte. Vater und Tochter aus New Orleans - die Tochter studiert in Prag und das war ein Abstecher nach Kopenhagen anlässlich des Besuchs des Papas, wie die Amis das halt so machen offenbar. Dann ein junges Ehepaar aus San Francisco, die ein Kaffee-Unternehmen besitzen und gerade auf dem Rückweg von Äthiopien waren, wo sie Kaffee eingekauft hatten. Ein schwedisches Ehepaar aus Malmö, wir und schließlich ein Pärchen aus Singapur, wo sie auf Geschäftsreise war und er sie begleitet hat. 

Wir durften auch noch die "Research and Developement Kitchen" besichtigen und dabei dem Chefkoch (René Redzepi) beim Tellerspülen zusehen. Insgesamt war die Atmosphäre völlig entspannt und locker,  man kam sich wirklich vor, als sei man bei Freunden zu Gast und nicht im Restaurant. Daher war es dann letztlich doch passend, dass man schon am Tag vorher bezahlt hatte!

Kurz: ein fantastisches Erlebnis und am nächsten Tag stand ich in der Küche und habe überlegt, ob ich mich noch traue zu kochen...