Eine Sache, die man in Deutschland, in den meisten anderen europäischen Ländern und in den USA nach meiner Erfahrung auf keinen Fall erleben kann, ist mir gestern passiert: Chris und ich wollten zur Bank und hatten uns das relativ spontan überlegt, nachdem wir die Kinder in die Schule gebracht hatten.
Kleiner Exkurs: Wir haben derzeit nur ein Auto und da das Wetter zum Fahrradfahren im Moment eher ungeeignet ist, bringen wir morgens die Kinder in die Schule und dann fahre ich Chris in die Arbeit. Um halb drei hole ich die Kinder wieder ab und Chris hole ich dann abends gegen sechs. Dieses Arrangement wird dann kompliziert, wenn Chris tagsüber z.B. nach Kopenhagen muss. Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden, aber ein zweites Auto wird zum Glück auch bald kommen.
OK, zurück zu meinem epochalen Erlebnis: Wir standen also um zehn vor neun vor der Bank. Die Tür war natürlich zu, bei den "Öppeningstider" stand: 10.00 - 15.00 Uhr. Während wir das noch entziffern, kommt eine junge Dame zur (Glas-)tür und macht sie auf. Für uns. Einfach so! Wir können rein und warten etwas, bis der Computer hochgefahren ist, aber dann können wir alles besprechen und regeln, weswegen wir gekommen sind. Eine Bank spricht tatsächlich mit ihren Kunden außerhalb ihrer Öffnungszeiten!! Ich war überaus beeindruckt, denn die Serviceorientierung von deutschen Banken ist ja nun doch ausbaufähig nach meinen bisherigen Erfahrungen (ich sage nur: Freitag, 17 Uhr in Stuttgart-Vaihingen...).
Die BWLerin in mir hat dann auch kurz darauf eine mögliche Erklärung gefunden: In Schweden wird so ziemlich alles mit (Kredit-)Karte bezahlt, also auch die zwei Brötchen beim Bäcker oder die Zeitschrift am Kiosk. Für die notwendigen sonstigen Dinge gibt es Internetbanking und Geldautomaten - die Schweden sind sehr technikaffin. D.h., die Leistungen der Banken (für Privatkunden) sind immer austauschbarer geworden, denn ob man seine Karte nun von der SEB oder irgendeiner anderen Bank hat, ist eigentlich völlig egal. Und daher müssen die Banken hier vielleicht doch ein bisschen mehr am Service arbeiten. Ich finde es gut!
So begeisternd die Dienstleistungsorientierung hier ist, so unglaublich ist die ebenso weitverbreitete
Plastikorientierung. Wirklich ALLES ist irgendwie in Plastik verpackt, sogar das Suppengrün und die Kartoffeln. Das hat dann den Effekt, dass man das Suppengrün zu Hause auspackt und der Lauch schon fast Matsch ist. Und die Kartoffeln muss man auch immer erst umpacken, denn die Plastiktüte hat nicht mal Löcher.
Verpackungen werden wie auch in Deutschland beim Abfall getrennt, allerdings gibt es keine Müllabfuhr, sondern zentrale Sammelbehälter (so wie bei uns für Glas und evtl. Papier). Ich habe nun in den ersten drei Wochen hier brav einen großen Müllsack herumstehen gehabt und den ganzen schönen Plastikmüll gesammelt und gestern zum Sammelbehälter gebracht. Die Luken des Behälters sind allerdings etwas klein, so dass wir dann die Leberwurst- und die Fischverpackungen (wie gesagt, ALLES ist in Plastik...) von vor zwei Wochen einzeln wegwerfen mussten. Es gibt echt Schöneres (und das Auto roch auch nach Fisch danach), so dass ich beschlossen habe, dieses System künftig zu ignorieren, da auch die Restmülltonne groß genug ist. Um mein deutsches Müllgewissen zu beruhigen, werde ich versuchen, die Plastikverpackungen möglichst zu vermeiden (man kann Kartoffeln auch lose kaufen z.B.).