Mittwoch, 20. November 2013

Offiziell existierend - 20.11.2013

Gestern haben wir (die Kinder und ich) unsere "personnummer" bekommen. Jeder Einwohner in Schweden muss eine solche haben, sie besteht aus dem Geburtsdatum (rückwärts) und einer vierstelligen Nummer.

Ohne Personnummer geht NICHTS in Schweden, ohne sie existiert man einfach nicht. Unter dieser Nummer wird alles erfasst, das Einkommen, das Auto, die Krankenversicherung und -abrechnung, die Schule oder Studium. Und fast alle diese Daten sind öffentlich zugänglich. Man kann also herausfinden, wieviel die Nachbarn verdienen, ohne sie zu fragen...

Für Chris und seine Aufgabe, Autos zu verkaufen, ist diese Transparenz zwar wunderbar, denn man kann verschiedenste Zusammenhänge, wie Einkommen und Autotyp oder Wohnort und Autotyp o.ä. genauestens aufschlüsseln und die Werbemaßnahmen entsprechend steuern - aber natürlich kann das die Konkurrenz auch, so dass es kein wirklicher Vorteil ist. 

Mit der Personnummer kam auch ein freundliches Schreiben von "Vardcentral", der Krankenversicherung, mit dem Hinweis, dass die Behandlung von Kindern kostenlos ist und wie und wo man sich hinwendet, was man machen muss etc. Da habe ich am eigenen Leib erfahren, wie das für Ausländer in Deutschland sein muss: Man erhält ein offizielles Schreiben, man weiß, das ist irgendwie wichtig, aber man versteht es nicht. Ein sehr komisches Gefühl! 
Jetzt ist Schwedisch dem Deutschen so ähnlich, dass man mit etwas Mühe und Wörter nachschlagen den Sinn und Inhalt eines solchen Briefes schon verstehen kann. Aber mit Türkisch oder Arabisch wäre mir das sicherlich nicht gelungen! 

Dienstag, 19. November 2013

Dienstleistungs- und Plastikparadies - 20.11.2013

Eine Sache, die man in Deutschland, in den meisten anderen europäischen Ländern und in den USA nach meiner Erfahrung auf keinen Fall erleben kann, ist mir gestern passiert: Chris und ich wollten zur Bank und hatten uns das relativ spontan überlegt, nachdem wir die Kinder in die Schule gebracht hatten.

Kleiner Exkurs: Wir haben derzeit nur ein Auto und da das Wetter zum Fahrradfahren im Moment eher ungeeignet ist, bringen wir morgens die Kinder in die Schule und dann fahre ich Chris in die Arbeit. Um halb drei hole ich die Kinder wieder ab und Chris hole ich dann abends gegen sechs. Dieses Arrangement wird dann kompliziert, wenn Chris tagsüber z.B. nach Kopenhagen muss. Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden, aber ein zweites Auto wird zum Glück auch bald kommen.

OK, zurück zu meinem epochalen Erlebnis: Wir standen also um zehn vor neun vor der Bank. Die Tür war natürlich zu, bei den "Öppeningstider" stand: 10.00 - 15.00 Uhr. Während wir das noch entziffern, kommt eine junge Dame zur (Glas-)tür und macht sie auf. Für uns. Einfach so! Wir können rein und warten etwas, bis der Computer hochgefahren ist, aber dann können wir alles besprechen und regeln, weswegen wir gekommen sind. Eine Bank spricht tatsächlich mit ihren Kunden außerhalb ihrer Öffnungszeiten!! Ich war überaus beeindruckt, denn die Serviceorientierung von deutschen Banken ist ja nun doch ausbaufähig nach meinen bisherigen Erfahrungen (ich sage nur: Freitag, 17 Uhr in Stuttgart-Vaihingen...).
Die BWLerin in mir hat dann auch kurz darauf eine mögliche Erklärung gefunden: In Schweden wird so ziemlich alles mit (Kredit-)Karte bezahlt, also auch die zwei Brötchen beim Bäcker oder die Zeitschrift am Kiosk. Für die notwendigen sonstigen Dinge gibt es Internetbanking und Geldautomaten - die Schweden sind sehr technikaffin. D.h., die Leistungen der Banken (für Privatkunden) sind immer austauschbarer geworden, denn ob man seine Karte nun von der SEB oder irgendeiner anderen Bank hat, ist eigentlich völlig egal. Und daher müssen die Banken hier vielleicht doch ein bisschen mehr am Service arbeiten. Ich finde es gut!

So begeisternd die Dienstleistungsorientierung hier ist, so unglaublich ist die ebenso weitverbreitete Plastikorientierung. Wirklich ALLES ist irgendwie in Plastik verpackt, sogar das Suppengrün und die Kartoffeln. Das hat dann den Effekt, dass man das Suppengrün zu Hause auspackt und der Lauch schon fast Matsch ist. Und die Kartoffeln muss man auch immer erst umpacken, denn die Plastiktüte hat nicht mal Löcher.
Verpackungen werden wie auch in Deutschland beim Abfall getrennt, allerdings gibt es keine Müllabfuhr, sondern zentrale Sammelbehälter (so wie bei uns für Glas und evtl. Papier). Ich habe nun in den ersten drei Wochen hier brav einen großen Müllsack herumstehen gehabt und den ganzen schönen Plastikmüll gesammelt und gestern zum Sammelbehälter gebracht. Die Luken des Behälters sind allerdings etwas klein, so dass wir dann die Leberwurst- und die Fischverpackungen  (wie gesagt, ALLES ist in Plastik...) von vor zwei Wochen einzeln wegwerfen mussten. Es gibt echt Schöneres (und das Auto roch auch nach Fisch danach), so dass ich beschlossen habe, dieses System künftig zu ignorieren, da auch die Restmülltonne groß genug ist. Um mein deutsches Müllgewissen zu beruhigen, werde ich versuchen, die Plastikverpackungen möglichst zu vermeiden (man kann Kartoffeln auch lose kaufen z.B.).

Freitag, 15. November 2013

Ein paar Bilder und Fotos - 15.11.2013

Die Öresundbrücke im Abendlicht (dazu passend: Der 10-teilige Krimi "Bron" (= Brücke), von dem hier gerade die zweite Staffel läuft. Die erste kam 2012 auch im deutschen Fernsehen, die zweite wird wohl auch in Deutschland gesendet werden. Wir können es mit Gehörlosen-Untertitelung gucken und damit so einigermaßen verstehen, denn geschrieben verstehen wir Schwedisch doch immer noch besser als gesprochen. Der Krimi ist außerdem zweisprachig, also die Dänen im Film reden Dänisch. Und von Dänisch versteht man definitiv überhaupt nix!).



Das hier ist unser Haus. Etwas kastig, aber dafür genug Platz. Und innen durchaus charmant:



Blick vom Wohnzimmer in das Arbeitszimmer:



Das Wohnzimmer in seiner ganzen Länge:



Und hier ein Blick aus dem oberen Stockwerk:



Noch ein Hinweis: Ich habe dem Einstelltext vom Einzugstag ("Sturm und Kartons") noch ein Foto und zwei Videos von dem Sturm hinzugefügt.

Freitag, 8. November 2013

Erster Schultag - 8.11.2013

Am Mittwoch (6.11.) war der erste Schultag für die Kinder. Wir hatten, damit es nicht zu einfach wurde, noch in paar Extra-Hürden eingebaut.
Ich bin nämlich Dienstag nachmittag nach Stuttgart geflogen, um meine Zahnbehandlung endlich abzuschließen. Das ist auch gelungen - auch wenn es nicht besonders angenehm war. Netterweise konnte ich ganz unkompliziert bei Freunden übernachten. Am nächsten Morgen habe ich dann den Frühflieger um 6.10 Uhr nach Kopenhagen genommen. Der kommt um 7.40 Uhr an und war auch pünktlich. Denn das Ziel war, um 8.20 Uhr in der Schule zu sein, um die Kinder für ihren ersten Schultag zu begleiten. Meine Eltern waren hier, um mitzuhelfen und die Kinder in die Schule zu bringen, den Chris hatte an diesem Tag einen wichtigen Frühtermin.

Der Zug von Kopenhagen nach Malmö braucht 20 min. Ich habe einen um 7.54 Uhr erwischt und war um 8.15 Uhr am Bahnhof Triangeln (Malmö hat drei Bahnhöfe, und dieser hier ist sogar unterirdisch...). Bis dahin alles erfolgreich, aber dann bin ich zur falschen Seite rausgelaufen und wusste nicht mehr, wo ich bin und wie ich wieder an mein Fahrrad komme. Also wieder runter, den laaaaaaaaangen Bahnsteig entlang und auf der anderen Seite wieder rauf, wo mein Fahrrad auf einem völlig überfüllten, großen Fahrradparkplatz stand. Dann musste ich noch die Schule finden, was mir dank ausgedruckter Wegbeschreibung und dem Brechen einiger Verkehrsregeln auch gelungen ist und ich war glücklich um 8.25 Uhr in der Schule.



Die Kinder saßen noch da und warteten darauf, abgeholt zu werden. Frederik blass und angestrengt, Amelie gestresst, Valerie schüchtern. Aber sie sind alle ohne Tränen mit den Lehrern mitgegangen. Nur ich hätte beinahe losgeheult... Beim Abholen um halb drei Uhr waren sie sogar ganz positiv. Amelie meinte, dass die Kinder hier tatsächlich ziemlich nett seien. Frederik konnte berichten, dass er in der Pause Fußball gespielt und ziemlich viele Tore geschossen hätte. Valerie fand, dass das Mittagessen gut geschmeckt hätte (das fanden alle drei und besonders gut war, dass man sich das Essen aussuchen konnte. Es gibt zwar immer nur ein Essen, aber verschiedene Beilagen und auch in vegetarisch sowie Salate).

Gut finde ich, dass es hier keine Schultaschen gibt. Jeder hat nur eine Mappe, um Arbeitsblätter mit nach Hause zu nehmen für die Hausaufgaben, und sein Mäppchen. Bücher und alles andere bleiben in der Schule.

Auf dem Nachhauseweg haben wir dann noch diskutiert, dass Valerie ja nun gar keine Einschulungsfeier hatte -  sie geht nämlich in die erste Klasse, denn die internationale Schule fängt früher an. Wir haben dann beschlossen, dass sie, wenn sie 6 Jahre ist und auch in Deutschland in die Schule käme, eine Schultüte samt Einschulungsfeier bekommt.

Regen, Regen, Regen - 8.11.2013

So schön die beiden Wochen im Juni und im September waren, in denen wir Malmö besichtigt haben - seit wir hier sind, scheint es nur zu regnen. Daher sind wir letzten Samstag ins "Sjöfarten- och Teknikmuseet" gegangen (Seefahrts- und Technikmuseum). Es gab auch eine Wechselausstellung über die Geschichte und Entwicklung von Malmö, die ziemlich interessant war.
Seit dem Bau der Öresundbrücke wächst Malmö sehr stark, sowohl was Einwohner als auch Wirtschaft betrifft. Heftig diskutiert wurde in Schweden die Entscheidung von IKEA, einen Teil seiner Zentrale von Göteborg nach Malmö zu verlagern. Und Malmö bereitet sich nun darauf vor, ca. 900 Familien neu aufzunehmen. 
Der Erfolg Malmös wurde in der Ausstellung auf den sog. "Malmö Spirit" zurückgeführt (anders als so manch deutsches Museum sind fast alle Ausstellungstücke auch in Englisch beschriftet...). Dieser Geist von Malmö wurde nach dem Niedergang der Werftindustrie, die bis in die 80er Jahre die Wirtschaft der Stadt dominierte, entwickelt. Er kennzeichnet sich durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Unternehmern und Banken. Diesen Punkt fand ich insofern interessant, als eine solche enge Zusammenarbeit bei uns mindestens als Klüngel, wenn nicht schlimmeres, bezeichnet werden würde. Hier wurde es aber als ein besonders erfolgreiche Kooperation gesehen. Der Erfolg gibt dem momentan auch recht.

Im Museum konnte man außerdem ein U-Boot besichtigen (hineinklettern und durchkrabbeln - ich hatte definitiv die falschen Schuhe an, um durch solche Luken zu steigen), das eines von acht in den letzten Kriegsjahren in Schweden gebauten kleinen U-Booten zum Küstenschutz war und wohl bis in die 60er Jahre eingesetzt wurde.

Am Nachmittag sind wir dann noch einkaufen gewesen - mit der Erkenntnis, das hier selbst Baumärkte durchdesignt sind. Da macht es gleich doppelt Spaß, dem Ehemann beim Schlagbohrer-betrachten zuzusehen...

Und die Nachbarn haben wir noch kennengelernt, ein englisch-französisches Ehepaar mit ebenfalls drei Kindern, ebenfalls ein Junge, zwei Mädchen und fast gleich alt. Perfekt! Die Kinder haben sich auch gleich gefunden und gespielt. Sie wohnen seit August und wie wir auf Zeit hier, aber nur für zwei Jahre. Die Mutter hat in Tübingen studiert und wohnte auch schon in Kornwestheim. Jetzt habe ich noch einen Abnehmer für schwäbische Spezialitäten!